Rookie Tour nach Mallorca

Brett-Pitt
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Brett-Pitt »

Jetzt kommt auch bei mir die Erinnerung:
Kölle-Barca war mit 2 Kumpels die Abi-Tour.
Klein-Pitt auf einer schwabbeligen Honda CB350.
Wir hatten nicht mal Geld fürs Camping, geschlafen
am Hafen wurde AUF dem Möpp. Unsere Fähre ging
nach Ibiza und später noch nach Formentera (der
südlichste Stadtteil von Düsseldorf). Mit Touri-Menu
in Betonburg und Schlafplatz im "Pulpo"-Strandzelt.

Mann, sind wir danach bürgerlich geworden.
Back to roots, you meet the unangepassten people
on a Honda Cub... (or Duke).

Bin gespannt auf Fortsetzung, Gruß
Balearo-Pit
Den jährlichen Flug über den Indik (13 to. CO2) kann man weder
mit Eigenstrom-Auto noch mit Nullenergie-Haus kompensieren !!!

Innovation
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Innovation »

.... So klasse geschrieben!
Fortsetzung, bitte bitte bitte :up2:

Filstalwaver
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Filstalwaver »

Rookie Tour nach Mallorca.

Vielen Dank für Eure lieben Kommentare.
Nun die Fortsetzung bis zur Überfahrt.
Viel Spaß und gute Erinnerungen beim Lesen.


Nach der unmissverständlichen Aufforderung des Uniformierten, mich zu entfernen, setze ich den Helm wieder auf und reihe mich in den laufenden Verkehr rund um das Denkmal ein. Das “auf den Verkehr achten”, “Wegzeiger suchen”, ”Sightseeing” bringt es mit sich, die Runde zu Ehren von Kolumbus mindesten zwei mal zu drehen.
Dann habe ich gefunden was ich suche: Den Fährhafen,-ganz in der Nähe gelegen.

Mittlerweile ist es sehr heiß geworden. Die angenehme Morgenkühle hat mit einer schwül-heißen Luft vom Meer her getauscht. Vorbildlich die Lady an den dafür vorgesehenen Parkplätzen abgestellt, um nicht nochmals Ärger mit dem Uniformierten zu bekommen. Die Jacke und der Schal müssen runter, sonst verbrutzle ich. Wohin damit ? Das Moped ist vollgepackt wie ein Kamel in der Sahara oder ein Muli im Himalaya. Kein Platz für Helm, Jacke und anderes Gerödel. Alles über den Lenker hängen ! Vor mir steht noch ein deutscher Urlauber mit einem Sportcabrio, dessen Frau das Cabrio bewacht, während er im Büro die Passage bucht. Wer auf ein Cabrio aufpassen kann, der kann das auch mit meiner Wave; deshalb meine Bitte an die Dame, doch auch eines Ihrer wunderschönen Augen auf mein Moped zu richten. Sie reagiert überhaupt nicht wie sonst die blasierten, geblondeten, gebotoxten, zickigen, Modekleiderständer und Cabriobeifahrerinnen, sondern souverän mit einem: “Selbstverständlich, junger Mann”.

Vermute, Sie hat in meinem Gesichtsausdruck die Schublade mit den Vorurteilen entdeckt und gedacht:
“Warte, Dir helfe ich, Du “Chauvi”.

Etwas verwirt ob dieses “Kompliments” gehe ich in das Büro und buche meine Passage für einen Aufenthalt von 4 Tagen nach Palma und zurück. Wird sofort per Kreditkarte eingezogen, ich erhalte
Tickets, Aufkleber, Boarding Pass und Rechnung. Es ist 11:00 h, die Fähre legt um 22:00 h ab. Elf Stunden um Barcelona zu erkunden. Los geht´s.
Bild

Es ist alles noch am Moped, so wie ich es verlassen habe. Die Cabrioleute sind schon wieder weg. Was jetzt ? Das was ich immer mache wenn ich in einer “fremden” Stadt bin. In´s Zentrum fahren und das Auto in die Tiefgarage stellen. Zuerst wollen sie mich mit dem Moped überhaupt nicht reinlassen ? Ein freundlicher Angestellter zeigt mir nach einem “Einfach nicht weichen wollen”dann einen Platz in einer für Autos nicht mehr nutzbaren Ecke und sagt mir auch es sei sehr sicher, denn eine Kamera ist auf diese Stelle gerichtet! Sehr zufrieden und glücklich über diese Möglichkeit stellt sich im selben Moment auch schon wieder die nächste Problematik. Mit dem Motorradoutfit möchte ich nicht in der Stadt umhergehen. Zu warm und auch nicht “chic”. Also umziehen. Ist ja die große Auswahl im Kleiderschrank in Form von Seitentaschen und großer, quer verspannter Reisetasche. Rucksack und Topcase nicht vergessen.
Was nehme ich nun? Ein weiterer Vorteil des “Motorradelns” gegenüber dem Auto eröffnet sich. Wenn man keine Auswahl hat ist die Wahl einfach. Poloshirt und Jeans. Als ich die Sachen rausgelegt habe und anfange mich umzuziehen fällt mir siedendheiß ein, daß doch eine Überwachungskamera auf diesen Platz gerichtet ist und ich noch die lange Funktionswäscheunterhose anhabe welche ich unter keinen Umständen noch länger am Leib haben möchte. Opastrip in Barcelona in der TG? Nein! Auch wenn ich noch vorgestern die große Lippe riskierte von wegen Cap d´ Agde und so.----Alles einpacken, mit der neuen Kleidung zur Toilette marschieren, die erstaunten Blicke der Autofahrer ignorieren und umziehen im Schutze der Intimität einer Tiefgaragentoilette. Was hab ich hier in der kurzen Zeit für eine Erlebnisdichte!
Bild

Raus aus dem Keller, in die Sonne und zuerst auf die “Rambla” Einfach ein paar mal rauf und runter und die unvergleichliche Atmosphäre einsaugen. Treiben lassen. Hab ja Zeit und Bewegung schadet nie.

In einer seitwärts von der Rambla abgehenden Straße komme ich auf einen kleinen Platz mit Arkaden unter denen lauter junge Leute sitzen. Und was trinken die? Bier aus Maßkrügen ?!
Jawohl, 1 Liter Krüge aus Glas mit “Cerveza”
Unter lautem Reden, Flirten, Singen, Gestikulieren,Trinken, Essen geht es recht ausgelassen aber nicht vulgär zu.
Das Einzige was hier noch fehlt ist ein älterer “Motociclista” Dem kann ich abhelfen. Allerdings nur mit Tapas, Wasser und Cafe. Was ein Bier am Nachmittag in der Sonne des Südens bedeuten kann weiß ich. Man ist danach einfach nur schlapp. Es wird wohl die nicht leicht verdauliche Mayonaise der Tapas gewesen sein, ich verfalle dennoch jener Müdigkeit, welche ich sonst nur bei Biergenuss erlebe.

Muß unbedingt etwas für die Kultur tun und gehe in eine der zahlreichen Kirchen in der Nähe.
Welch ein Gegensatz in der kurzen Entfernung zu den Arkaden. Sakrale Stille, gedämpftes Licht, ein Geruch aus Weihrauch vermischt mit Moderfeuchte der Wände. Setze mich in eine Bank, betrachte Wand-und Deckengemälde, studiere die in Stein gehauenen Gesichter der Heiligen und döse ein.
Nach sage und schreibe geschlagenen 2 Stunden werde ich geweckt indem jemand in meine Bank eintritt. Schnell spende ich noch eine Kerze und mache mich wieder auf den Weg zum Hafen.
Bild

Werde von Leuten mit Leuchtkleidung welche einen auf “sehr wichtig” machen eingewiesen und fahre als Erster an Deck. Die anderen, darunter viele “Dickschiffe” dürfen später fahren. (Habe doch kein Fahrrad !) Die “Little red Lady” muß ein Fesselspiel in Form von Zurrgurten über sich ergehen lassen. Vorher habe ich in der TG schon das Notwendige für die Nacht in meine Heckbeule gepackt, sodaß ich nur diese und den Rucksack mit den persönlichen Dingen tragen muß. Alles andere lasse ich am Moped. Das Deck wird über Nacht abgeschlossen.

Einchecken, Kabine beziehen, Duschen, Anziehen und auf Deck um das Ablegemanöver zu beobachten. Der Kapitän steht auf der Nock. Die Schiffsmaschine fängt an zu laufen. Der ganze Pott vibriert. Die Querstrahlruder an Bug und Heck schieben die Fähre von der Anlegestelle. Fahre über Nacht einer Insel entgegen, welche ich ganz anders kennen lernen sollte als sie in meiner clichéehaften Vorstellung existierte.
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Fist in - first out.
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Eine der berühmtesten Straßen der Welt.
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Jetzt zum Fährhafen.
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braucki
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von braucki »

Vielen Dank für diesen tollen Reisebericht.....freue mich immer darauf etwas neues Lesen. :superfreu: :up2:
Grüße
Oliver

Golf 7 Variant Alltrack 2.0TDI mit DSG
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Bernd
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Bernd »

Jetzt erinnere ich mich wieder.
Irgendwann in den späten 80ern bin ich auch mal mit dem Motorrad nach Mallorca gereist.
Und ich entdecke Parallelen. :D

Gruß
Bernd
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Innovation
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Innovation »

... Ich auch, aber leider geht es nicht weiter :cry:

@ Finstalwaver: frag doch mal ob jemand deine Veranda weiterstreicht und du dann weiterschreiben kannst :superfreu:
Wenn du nicht soweit weg wärst, ich würde glatt drüber nachdenken.
PS: Heute soll es regnen :laugh2:

Filstalwaver
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Filstalwaver »

Euch allen herzlichen Dank für die Kommentierungen. Habe mir eine Schreibpause gegönnt indem ich mit meiner Frau in den sonnigen Süden in die Nähe von Venedig gefahren bin. (mit dem Auto) !
Nun aber die


Fortsetzung Rookie Tour nach Mallorca.

Es wird schnell dunkel. Zurück in die Messe auf ein Schinkensandwich “Serrano” und eine Dose Bier. Eine Gruppe junger Leute macht es sich hier bequem und ich werde in meinem Sessel langsam eingekreist. Diese Nähe und die Neugier der Leute bringt es mit sich, daß man in´s Gespräch kommt. Ich erzähle von meiner Tour, durchgeführt mit einer “Honda Wave”, welche sie aber nicht kennen. Stirnrunzeln! Doch die jungen Leute sind fix. Die Daumen fliegen über die Displays ihrer Smartphones und nach einer Weile ruft einer “Innova”. Die Unterhaltung führen wir in beiderseitigem Schul-Englisch sodaß ich auf das Lesen der Mimik besonders achte. Nun meine ich auf den Gesichtern zwei Empfindungen lesen zu können. “Ach ja, kennen wir! Das ist das kleine, wuselige “Moto”; die andere, etwas erstaunt-mitleidig, vor allem bei den Mädchen, interpretiere ich als “Was tut sich denn der alte Sack da noch an? (Der Mutterinstinkt schlägt durch. Auch eine Erfahrung des Alters, wenn auch nicht unbedingt die erfreulichste)

Nun sind die Jungen in der Bringschuld und erzählen mir, daß sie alle aus einem Stadtteil in Barcelona kommen und “Türme” bauen. Sie sind von einer anderen Gruppe eingeladen, verbringen auf Palma das Wochenende und messen sich im “Türme bauen”. Da sie auch gut Mimik lesen können und ich wohl ziemlich verdutzt dreinschaue, zweifle ich an meinen Sprachkenntnissen und sie zeigen mir in der Messe was es damit auf sich hat. Fünf bis sechs Leute knien sich auf den Boden und weitere steigen auf deren Rücken und bald ist die Decke der Messe erreicht. Ich bin derart baff, daß nach Auflösung des Turmbau´s auch die anderen Gäste in das allgemeine Sprachengewirr mit Erklärungen, Bravo-Rufen, Fragen einsteigen und eine lustige, leicht flippige Stimmung entsteht. Genehmige mir noch eine Dose Bier. Die Stimmung ebbt ab. Die Jungen suchen sich Schlafplätze, lösen den großen Gruppenverband auf, finden sich in Zweier- oder Dreierverbänden zusammmen. In meinen Beinen mutiert das Blut zu Blei, verabschiede mich herzlich von Ihnen und ziehe in meine Kabine mit der Erkenntnis: Spaß ist immer dann am größten, wenn man überhaupt nicht damit rechnet.

Gut geschlafen. Werde vom Bordlautsprecher unsanft geweckt. Dusche und packe schnell, gehe mit allem Gerödel an Deck und schaue zu, wie Palma langsam im Morgendunst Kontur animmt.
http://www.honda-innova.de/download/fil ... w&id=10265

Als markantesten Punkt kann ich die Kathedrale erkennen.
Das Ladedeck wird frei gegeben und ein Menschenstrom, welcher noch vor einer Minute mehr oder weniger ergriffen das Schauspiel des “Land in Sicht” goutierte, quengelt und schubst sich die Treppen hinunter zu ihren Autos und Moto´s.

Die Moto´s dürfen als erste losfahren. Aufgerödelt, aufgesessen und konzentriert den Freigaben der “Einweiser” folgend über das rutschige Blech an Land gefahren. So etwas wie Entdeckerfeeling eines Kapitäns beim Anlanden fremder Gestade kommt auf. (Als Bub zu viele Abenteuerbücher gelesen) Der erste Weg natürlich gleich zum Wahrzeichen von Palma, der Kathedrale und selbstverständlich ein Bildchen machen. Zu dem Zweck habe ich extra ein kleines Stativ mitgenommen, welches ich nun auf der Stadtmauer aufstelle, mich und die “Little red Lady” ins Szene setze, den Selbstauslöser auf 10 sec einstelle, schnell zum Moped renne und eine freundliche Grimasse ziehe, sonst glaubt mir nacher nicht einmal mehr meine Frau, daß ich dort gewesen bin. (Du alter Narziss)

Bin mit meinen 65 Jahren das erste Mal auf dieser Insel und werde sie nicht nach Reiseführer erkunden, sondern so frei und planlos wie nur irgend möglich.
http://www.honda-innova.de/download/fil ... w&id=10266

Fortsetzung folgt.
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"Schwabe mit kleinem Moped in Palma"
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"Land in Sicht"
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Bernd
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Bernd »

Schee! :up2:
ich bin schon gespannt, was dich auf Mallorca alles erwartet.

Gruß
Bernd
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Filstalwaver
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Filstalwaver »

Wie versprochen, es geht weiter.

Rookie Tour nach Mallorca


Die Stadt ist noch nicht richtig wach. Lasse die “Little red Lady” in alle Straßen und Gassen schauen. Zweimal um die Kathedrale herum. Mir fällt auf: Die Straßen sind sehr sauber! Hier ist noch historisch gewachsener Stadtkern bemerkbar. Aus dem Nichts taucht ein blau gewandeter Herr auf und macht mit einer an Deutlichkeit nicht zu überbietenden Bewegung seines Hauptes klar, daß die Lady und ich hier nichts zu suchen haben. Er spricht auch zwei Worte in unsere Richtung: Ich verstehe: “Venga, Venga”!
Nicke ihm freundlich zu, schimpfe in meinen Helm hinein, schalte in den Dritten und mit einem sonoren, untertourigen Tuckern ziehen wir von dannen auf die Hauptstraße.
Bin auf der Suche nach einem Café, welches um diese Zeit schon geöffnet hat. An einer Ausfallstraße werde ich fündig. Zwei kleine Lieferwagen stehen davor und laden die Bestellungen des Tages ab. Sehe Milchflaschen aus Plastik. Eimer, ebenfalls aus Kunststoff mit irgendwelchen, mir nicht bekannten Substanzen. Eine Frau fegt den Boden des Trottoirs und stellt dann die Stühle runter. Es ist noch frisch, so verzichte ich auf einen Platz im Freien und gehe hinein. In einer Ecke sitzt ein Mann in meinem Alter, welcher einen Kaffe und einen Schnaps vor sich stehen hat. Bin gespannt welches Getränk er zuerst zu sich nimmt. Ich muß nicht lange raten.

Die Kaffemaschine dampft schon und ein Milchkaffe mit einem Croissant wird mein Frühstück. Man glaubt es kaum, aber die zwei Tütchen Zucker und die Butter im Hörnchen sind kalorienreich sodaß ich damit auskomme. Rührei mit kross gebratenem Schinken, frische Brötchen oder Bretzeln, Yoghurt mit Früchten, gebratene Würstchen, gebeizter Lachs mit Gurkenscheibchen, selbstverständlich noch eine Honig-Dillsauce darüber, nicht zu vergessen – die Tageszeitung ? Ein andermal wieder, ich vermisse es nicht. Beim Bezahlen kaufe ich noch zwei Flaschen Wasser und sitze wieder auf. Sehe auf die Tankanzeige -aus der ich bis heute noch nicht ganz schlau geworden bin- (auf jeden Fall nicht linear) und suche auf der Ausfallstraße Richtung Manacor, an einer Windmühle vorbei nach einer Tanke.
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Der Tankwart ist ein junger Mann und hat um diese Zeit noch nicht viel zu tun. Da ich vom Vorbereiten weiß, hier auf Mallorca gibt´s kaum Campingplätze (die Hotellobby wußte das zu verhindern) frage ich ihn ob er einen kennt. Kurz sein Smartphone gefragt und er nannte mir eine Anlaufstelle ganz im Norden in den Bergen. Super, so kann ich die ganze Insel ausfahren.

Die große Straße verlasse ich und fahre auf einer Nebenstrecke Richtung Manacor. Schwenke dann nach Süden auf Lucmajor zu. Lerne in dieser Gegend die Insel von einer ganz anderen Seite kennen als es die bunten Prospekte der Reiseanbieter zeigen. Kaum Verkehr. Ein Paradies für Fahrradler und Mopedler. Tiefe Ebenen wechseln mit kargen Plateaus und im Hintergrund kann man das Gebirge erkennen.
CIMG4953.JPG
Trockensteinmauern wie bei uns in den Weinbergen schützen die Felder und Gärten.
Oft steige ich ab, nehme einen Schluck Wasser und betrachte die Landschaft. Die Lady macht die typischen Klickgeräusche, welche entstehen, wenn Metall abkühlt.

Durch diese Entschleunigung verändert sich bei mir auch die Wahrnehmung der Zeit. Sie fließt zäher. Nach Manacor drehe ich ab in Richtung Norden nach Petra und Sineu. Nach Inca wird das Land bergiger und es geht Richtung Lluc.
CIMG4954.JPG
Viele werden es kennen. Es ist ein Wallfahrtsort und hat einen “Naturcamping für Wanderer und Pilger.” Dort buche ich für drei Nächte, zahle einen Betrag von nur 15 € dafür und darf mit dem “Moto” nicht auf den Zeltplatz fahren, sondern muß es unten stehn lassen. Drei “Ranger “machen mir das unmißverständlich klar. Der Platz ist ein ehemaliger Olivenhain. Die Terrassierung wird als Fläche für den Zeltaufbau genutzt und ich suche mir ein schönes Plätzchen aus.
Lluc.JPG
Mein Gepäck muß ich hochschleppen. Normalerweiße hasse ich das, aber nach so langem Sitzen im Sattel ist das eine willkommene Bewegung. Nur beim zweiten Berglauf lasse ich die Motorradsachen gleich oben liegen sonst muß ich zu sehr schwitzen. Dies wird nun für die nächste Zeit mein Basislager von welchem aus ich “meine”Insel erkunden will. Vor lauter Fahren und Schauen habe ich vergessen einzukaufen, sodaß ich auf meine Notration zurückgreife. Was ist das bei einem Schwaben? Eine Tüte kleiner Salzbretzeln (wegen Salzverlust beim Schwitzen) und ein Paar “Landjäger” (die haben auch geschwitzt) Einen Apfel habe ich im Rucksack noch gefunden. Meine Ernährung nähert sich einem “Buße tuenden Pilger” (so schlimm war´s mit dem Sündigen auch nicht) es sollte deshalb auch noch etwas anderes zu Speisen geben.

Fortsetzung folgt.

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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Bernd »

:prost2: ...ein kühles Bier. Wegen der Mineralien, Vitamine und Flüssigkeit. :prost2:

Prost
Bernd
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Filstalwaver
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Filstalwaver »

Hallo Bernd,
ja, Du hast recht, schau mal:
CIMG4982.JPG

Karl Retter
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Karl Retter »

Klasse Hans. lese gespannt mit.
Bei den verspeisten Landjägern viel mir spontan das Wort Peitschenstecken ein :laugh2:

LG Karl

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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Filstalwaver »

Hallo Karl,
die Bezeichnung kenne ich auch noch. In den Fünfzigern hatten wir einmal im Jahr einen Schulausflug mit einem Rucksackvesper. Bestehend aus einem Aluminiumfläschen mit Bügelverschluß und einem furchtbaren Früchtetee, welcher sogar das Al angegriffen hat. (Wahrscheinlich zu viele Hagebutten drin) Dazu einen "Doppelwecken" und meine Großmutter nannte den Peitschenstecken/Landjäger noch "Unteruhlbacher". Tempi passati.
Gruß Hans.

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Innova-raser
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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Innova-raser »

Auf einer wunderschönen Bergwanderung da ist ein Landjäger nie falsch!

Auf dem Gipfel angekommen da packten wir das Schneidebrett, das Schwarbrot, den Landjäger und die Flasche Merlot aus. Es gibt nichts schöneres als auf einem 2 oder 3000 tausender zu sitzen und solch ein Mal zu geniessen.

Aber dasselbe gilt auch als Zwischenverpflegung auf einer langen Fahrt. Nur da lässt man lieber den Merlot weg und trinkt Wasser.
Nicht der Verstand schreibt die Postings sondern der Charakter!

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“Think for yourself and let others enjoy the privilege of doing so too.” - Voltaire

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Re: Rookie Tour nach Mallorca

Beitrag von Filstalwaver »

Hallo,
@Innova Racer
stimme Dir zu. Ein reiner Merlot ist schon etwas Feines. Weiß es zu würdigen, wenn man die Flasche bis auf 3000 m schleppt und dann ganz "comme il faut" wieder nach unten mitnimmt.
Bin in jungen Jahren einmal mit meinem SOLO 713 Moped, ohne Vater zu sein, auf einen "Vatertagsausflug" gefahren.
Lange Schreibe-kurzer Sinn. Bin mit dem Zug wieder zu Hause angekommen und habe etwas von "Panne" geschwafelt.
Gruß Hans.

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