Sophomore Tour nach Korsika

Filstalwaver
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Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Filstalwaver »

Sophomore-Tour nach Korsika und wieder zurück.

Abfahrt: 25.08.2016; 04:00 h
Rückkehr Ankunft: 05.09.2016; 16:00 h
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Prolog

Nach der Mallorca-Tour als „Rookie“ welche mir sehr viel Spaß bereitete, wage ich mich erneut auf eine Insel. Hatte ein Jahr Zeit zum Üben. Diesmal soll es Korsika sein. „Island Hopping“ nicht nach Mac Arthur, sondern ganz friedlich und bescheiden mit einem kleinen Zweirad, einer HONDA Wave 110 i, und einem Zelt.

Bewusst keine Kochutensilien mitgenommen. Notration und kleine Vesper ausgenommen. Aus Erfahrung: Viel an Reisegüte geht verloren, wenn es schmeckt wie zu Hause. Nicht dass mir unsere Hausmannskost nicht munden würde, im Gegenteil, -zu gut. (Ich seh´s jeden Morgen im Spiegel und weil ich es nicht glauben kann gehe ich auf die Waage und sie bestätigt´s leider.) Dennoch, in der Fremde soll es auch anders und /oder exotisch schmecken.

Kleidung habe ich reduziert, dafür ist anderes, sehr nützliches Gerödel dazugekommen. Es sollte sich sofort bewähren. Die Last an Gepäck ist so in etwa gleich wie im Vorjahr geblieben.

Keine Frage, das Moped war beim Service, hat einen neuen Hinterreifen bekommen, frisches Öl, Ventilspiel wurde eingestellt. No risk, but fun. (Geputzt hab ich´s selbst. Das wenigstens kann ich)



Erste Etappe.

Um drei Uhr geht der Wecker. Aus einem ohnehin unruhigen Schlaf gerne aufgestanden. Morgentoilette, Frühstück, Verabschiedung von Anne. (Wir müssen nicht viel reden, wir sehen es einander an, was uns am Herzen liegt.)

Aufsitzen, kurz fahren, mit dem Lenker wackeln, checken ob alles richtig fest ist, an der Kreuzung die Linke zum Abschiedsgruß heben und das Gas langsam aufdrehen. Durch die Gehörstöpsel hindurch horche ich auf den Motor und in mich hinein. Läuft er rund, ist nicht ein „Klackern“ zu hören, habe ich alles dabei, was könnte ich vergessen haben, waren die Checklisten ausreichend ?
Ist die Geldbörse dabei ? Bewege meinen Hintern leicht seitwärts und spüre ihn. Eine Woge der Erleichterung durchströmt mich. Das geht so bis an die Geislinger Steige. In Amstetten ist die „Little red Lady“ heiß. Ich merke es, Sie will „laufen“. Nimmt sofort das „Gas an“ und ist „drehfreudig.“

Durch Ulm hindurch geht es heute um diese Zeit ganz fix. Ohne die Photokästen wäre eine Durchfahrt in ein paar Minuten möglich. Ich will „Strecke“ machen. Auf die Autobahn. An Senden vorbei, „Done“ ein „Guten Morgen“ in den Helm gerufen. Mit knappen, manchmal üppigen 90 km/h geht es bei Dunkelheit Richtung Süden.

Was ist das?
Aussetzer ! Läuft kurz wieder und steht dann. Ein Blick auf die orakelhafte Tankanzeige sagt auf einmal genau was angesagt ist.
Rolle auf den Seitenstreifen, welcher sinnigerweise auch „Standstreifen“ heißt.
Meiner Berechnung nach hätte der Sprit locker bis Aichstetten reichen müssen. Doch Last, „Autobahngas“, Wind etc. haben mehr gefordert. Zum Glück habe ich kein Flugzeug unter dem Hintern. Mit „stehender Latte“ auf einer Wiese mit „Spargel“ landen, kein Vergnügen.

Man ist ja kein „Rookie“ mehr und trotz hohem Alter noch lernfähig - deshalb den Kanister aus der Tarnung ziehen und mit dem aufgeschraubten Schnorchel kurz ca. 3 l in das Tänkchen lassen. Eine Stirnlampe, (schwäb: „Hirabira“) ist ungemein hilfreich. Ein tolles Gefühl, nicht auf ADAC oder einen anhaltenden, besorgten Autofahrer warten zu müssen, um ein paar Tropfen Sprit zu ergattern. Das Gefühl, mal an einer Tanke vorbeifahren zu können, ist ungeheuer erhebend.

Kanister und Schnorchel abdunsten lassen, wieder aufrödeln und schon nach 5 Minuten kommt die Tankstelle Aichstetten in Sicht. Es ist 6:00 h. Weiter nach Bregenz. Stadt und See schlafen noch. Komme schnell voran. Bei St. Margarethen in die Schweiz und die „Dreizehner“ Landstraße abgerissen. Immer auf die Geschwindigkeit achten ! An den Zebrastreifen stehen Schülerlotsen und halten immer mich an. Die passierenden Kinder begutachten den Opa auf dem „Töffli“. Es ist eines, welches sie nicht kennen. Eben einmal kein „Puch“, sondern das Modernste und Beste was der Zweiradmarkt zur Zeit bei den „Kleinen“ anbietet !? (Das Forum bestätigt´s !?).

Es ist Ende August und herrliches Wetter. Habe es überhaupt nicht eilig. Gemächlich vorbei am Golfplatz in Bad Ragaz, auf welchem schon ein paar Frühaufsteher an der Verbesserung ihres Handicaps arbeiten.
Chur ist angeschrieben. Zeit für Sprit, einen „Cafe´Creme“, einem „Gipfeli“. (Sie stellen ein Körbchen mit 5 Stück hin und rechnen dann je nach Verzehr ab.) Die „Peitschenstecken“ bleiben im Koffer für alle Fälle. (Für alle Nichtschwaben: „Peitschenstecken“ sind keine SM-Utensilien.)

Auf Empfehlung meines Bruders nehme ich den Lukmanier-Paß, da er von Norden her eine ziemlich flache Rampe hat. Über Flims und Laax (herrlich zum Skilaufen) geht es langsam aber stetig nach oben. Es herrscht viel Verkehr. Aber nicht stressig. Drastische Bußen in Verbindung mit Disziplinhaftigkeit der Einwohner machen´s möglich? Viele „Dickschiffe“ und „Oldtimer-Cabrio´s ziehen an mir vorbei. Seit Barcelona, am Ticketschalter für die Fähren, sind mir die „Cabrio-Beifahrerinnen“ ans Herz gewachsen. Sie winkt „Queenlike“ hinter dem langen Schal hervor. Erst beim Seitenblick bemerke ich weshalb.
She ist „Old-fashioned“ passend zum Alter des Wagens gekleidet und möchte natürlich gesehen und bewundert werden. Mit der Linken tue ich Ihr den Gefallen. Sie kann das wahrscheinlich wegen fehlendem Spiegel nicht mehr sehen. Er schon. Er gibt Gas. Habe dann die Ausdünstungen mit den teuren Zusätzen für das Benzin in der Nase. (chanel avec de l´essence speciale)
So ist das halt wenn man fremden Mädchen den Gruß erwidert.

Zäh geht es nach oben. (Hab ich ein Spinnaker Segel im Heck?) Vor der Paßhöhe muß ich sogar in den „Zweiten“ um nicht aus dem besten Drehzahlbereich zu fallen. „SOLO 713 -Feeling“ kommt auf. Leicht verwirrt „fußle“ ich nach den Pedalen um zu unterstützen.
Endlich, die Staumauer des Speichers taucht unter der Helmkante auf. Anhalten. Umschauen. Zum Glück noch unterhalb der Baumgrenze. Dann das Umgekehrte. Das schäumende Getränk eines amerikanischen Apothekers läuft durch die ausgetrocknete, verlechnete Kehle. (Zucker und Koffein -get your kicks on Route ...)
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Kurz darauf ist die Passhöhe geschafft. Viele machen dort auf der Terrasse Mittagspause. Genießen die Aussicht, das schöne Wetter, die würzige Bergluft und alles was „rauf und runter“ läuft.
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Weiter geht’s. Nach „Photo machen“, einen „Unterzieher“ in die Heckbeule verbannen und aufsitzen.
Das Tagesziel Bellinzona liegt greifbar nah, deshalb schön langsam machen. Die Scheibe im Visier etwas öffnen um das Haupt zu kühlen. Die „innere Kühlung“ liegt in mehreren Lagen Zeitungspapier verpackt im Gepäck und wartet.

Nach einer gemächlichen Abfahrt erreiche ich um ca. 13:00 h Bellinzona. Gehe auf den Camping, darf mir auf der Zeltwiese ein ruhiges Plätzen suchen und baue mein Bungalow auf. Eine neue Luma mit integrierter Pumpe befreit mich vom Pusten, ebenso vom Mitschleppen eines Gebläses oder anderer sperriger, schwerer Luftumwälzer. Das vorher angesprochene Getränk in den Zeitungen (es ist nach 12:00 h, also auch bei schwäbischen Pietisten erlaubt) bewirkt Entspannung und hilft der Müdigkeit zum Durchbruch. Luma und Schlafsack aus dem Zelt in den Schatten einer Hecke gezogen, meine Zeltnachbarn von den Vorzügen der Ohrstöpsel beim Zelten überzeugt und so freigesprochen, erst einmal 2 Stunden im Freien „einen abgeschnarcht“. (war nicht das Bier, sondern eine abklingende Erkältung).
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Nach dem Erwachen, duschen, umziehen und mit der „Little red Lady“ eine „Sightseeing Tour“ durch Bellinzona. Such a lot of nice castles, very british. (Hör auf zu spinnen; wenn Du im Sommer kein Bier verträgst, trink einfach Apfelschorle!)
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Nach ausgiebiger Stadtbesichtigung, Einkäufe erledigen, Tanken, Luftdruck checken, Kette ölen,
dem Motor ein „Muggaseggele“ Öl einschenken und gut ist´s. (Laut Forum soll es Motoren geben, welchen Ölmangel nicht bekömmlich ist.)

Gehe an einigen Restaurants vorbei und studiere die Speisekarten. Die ausgewiesenen Preise sind für die Schweiz nicht hoch aber für „Eurofinanzpolitikgeschädigte“ doch etwas angespannt. Denke, ich gehe mal zu „Denner“.

Michette 60 g (2x0,55);
Feldschlös.Premium Birra 5dl;
Tomme Jean-Louis Crème 100g;
Banane Rainforest A 725 g;
Contrex n.g. 1,5 L.

Totale CHF 7.30.

Sag noch einer die Schweiz sei teuer !

Wieder auf dem Platz angekommen geht’s nach dem Vesper noch auf einen Rundgang um den Platz, werde von einigen „Weißwarecampern“ angesprochen und ausgefragt. Angebotene Gläser Wein muß ich leider ablehnen. (Ich weiß wohin das führt) Bin seit 3:00 h auf den Beinen und deshalb um 21:00 h im Schlafsack. Falle in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

Fortsetzung folgt. Weiß aber nicht wann. Bin Rentner und habe keine Zeit.

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Bernd
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Bernd »

Hallo Hans!

Es freut mich, dass Du dich motivieren lassen hast und uns Deine Korsikareise erzählst :up2:

Spann uns aber nicht zu lange auf die Folter, von wegen Teil zwei und drei und vier und fünf........................................................

Gruß
Bernd

PS:
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werni883
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von werni883 »

Servus + Danke,
endlich mal eine Wave - scheinbar mit Wheelie-Option - auf grosser Fahrt.
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von werni883 »

Servus + Danke,
endlich mal eine Wave - scheinbar mit Wheelie-Option - auf grosser Fahrt.
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Karl Retter
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Karl Retter »

hallo Hans,
Klasse, wir Rentner machen das richtig!
Die Strecke kenn ich noch gut. Bei mir ging der Schwenk Richtung Gotthardt, Nufenen usw.
Hiarabira, ich nehm an du meinst Hirn oder Kopflampe hab ich noch nicht gehört. :lol:

obedengd weiterberichten.
Gruß Karl

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Innova-raser
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Innova-raser »

Filstalwaver hat geschrieben:„Island Hopping“ nicht nach Mac Arthur, sondern ganz friedlich und bescheiden mit einem kleinen Zweirad, einer HONDA Wave 110 i, und einem Zelt.
Ich leben in einem Land das Mc Arthur sehr viel zu verdanken hat.

Aber zurück zu deiner Insel. Korsika ist einfach nur Geil!!!! Ich war viele, viele male in Korsika. Eine einfach geile und grossartige Insel!! Die rauhe Schönheit der Felsenküste im Westen und die lieblichen Sandstrände im Osten.

Korsika wäre auch eine Option gewesen um meinen Lebensmittelpunkt zu verschieben. Grossartige Natur, grossartie Menschen, schöne Strände, hohe Berge und ganzhährige mildes Klima.

Wenn man hinreissst sollte man nur vermeiden in den Sommerferien der grand Nation hinzureisen. Denn tout Paris ist dann auf Korsika!!!!!

Aber abgesehen von diesem High Peak, es ist immer wunderschön dort!
Nicht der Verstand schreibt die Postings sondern der Charakter!

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Innovation
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Innovation »

Hallo Finstalwaver,

Wie bereits dein letzter Bericht ganz super geschrieben. Lass uns nicht so lange auf die Fortsetzung warten :up2:

Gruß Innovation

Filstalwaver
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Filstalwaver »

Allen herzlichen Dank für die Kommentare.
Hier nun etwas, was in dieser Jahreszeit, (aktuell -5 Grad C) zur Erwärmung beitragen soll.

Zweite Etappe.

„ Sechsilüte“ Glockengeläut der Stadtkirche von Bellinzona wecken mich aus einem tiefen Schlaf.
Zelt abbauen. Packen. Frisch machen. Mag und mache es morgens beim campen in dieser Reihenfolge, sonst bin ich nach dem Duschen schon wieder verschwitzt.
Im Gegensatz zur „Rookietour“ schaffe ich es nun in 1,5 h. An einer Tankstelle das übliche Frühstück. Sehr abwechslungsreich. Nie schmeckt der Café gleich!

Nun geht’s durch eine ausnehmend schöne Landschaft. Im Rücken die schroffen, kargen, majestätischen Alpen und vorne der verheißungsvolle Süden mit Wärme und üppiger Fruchtbarkeit.

Bin in der Schweiz. Alles sauber und „gerichtet“. (Wird nur noch von Singapur übertroffen).
Ein „Hauch von Geld“ liegt in der Luft. Weiß oder schwarz, man sieht es den Villen nicht mehr an.

Kurz vor Lugano eine Pause mit, ja was wohl? Café Creme und ein Gipfeli mit Aprikosenmarmelade, welche mir links und rechts aus den Mundwinkeln quillt. Deshalb bekommt man die Teile auch immer in einer Serviette gereicht. Ein halber Liter Wasser darf nicht fehlen obwohl ich noch keinen Durst habe.

Grenzübergang nach Italien ohne jegliche Kontrolle. Grobe Richtung Mailand auf Landstraßen. Ende August durch eine aufgeheizte Poebene ist etwas für passionierte Saunagänger, wobei diese anschließend ins „Frigidarium“ können- ich nicht. Öffne die „Air-Vent“ Reissverschlüsse an meiner Motorradkleidung. Das funktioniert gut. Gibt eine angenehme Kühlung durch den Fahrtwind.

Die meisten Felder sind schon abgeerntet und noch nicht wieder bestellt. Ab und an ein verfallendes Gehöft aber mit neuesten, schweren Traktoren versehen. In regelmäßiger Abständen „Windbrecher“ in Form von Pappelwäldchen. Oft wirbelt eine Windhose etwas Laub und Staub in die Höhe. Die Sonne steigt höher und ich setze die Sonnenbrille unter dem Visier auf. Gierige Hitze, die jeden zu rösten versucht, der sich Ihr zu lange hingibt, macht sich breit. Als mir eine Szene eines „Westerns“ von Sergio Leone einfällt ist es an der Zeit eine Pause zu machen. Bin beeindruckt von meiner „Little red Lady“ -unerschrocken ob der Hitze zieht sie zwischen 60 und 80 km/h die Landstraße entlang.
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Gehe ein paar Schritte. Das Blut geht wieder in die Beine. Wasser, Banane und ein Schinkenbrötschen mit viel Schinken, -natürlich nur um den Salzverlust zu kompensieren und nicht aus purer Verfressenheit- bewirken die Herstellung des Normalzustandes.
Habe absichtlich „Schinkenbrötschen“ geschrieben. Beim folgenden Bild erinnere ich mich an einen Foristen, welcher ab und an mit Premium-Reis handelt. Hier könnte sein „Arborio“ stehen, mit welchem man sehr feine Gerichte zaubern kann.
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Noch etwas die Karte ansehen und ein paar Kniebeugen machten. Ein Bauer mit seinem Traktor fährt vorbei. Er lächelt. Also besser aufhören und weiterfahren. Habe ihn nach einem Kilometer brutal „versägt“. Aus dem Rückspiegel sehe ich, er lächelt nicht mehr. Wave gegen Traktor.1:0!

Das Land wird noch flacher. Fahre an einem Gasthof vorbei auf eine Brücke zu. Habe den "Po" erreicht! Sitze ab. Die Brücke beeindruckt mich. Alles aus Stahlblechen vernietet in Fachwerk- und Kastenbauweise. Die Konstrukteure mußten jedes Teil rechnen. Wahrscheinlich noch mit Hilfe des „Cremonaplans“ zeichnerisch die Stabkräfte bestimmen. Beim Betrachten solcher technischen Werke der „Altvorderen“ ziehe ich innerlich immer den Hut. Auch die Arbeiter, welche jeden Niet von Hand „gedöppert“ haben verdienen allen Respekt. Von wegen „finite Elemente“ mit dem Computer.
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Dann, urplötzlich im Dunst zu sehen: Die Berge des Piemont. Keine Moränenlandschaft wie das Allgäu vor den Alpen, sondern abrupt, schroffe Berghänge. Sehe Weinberge, genieße nach der langen Abstinenz die Kurven. Nach einer Passstraße komme ich durch „Gavi“. Sehe einmal „in natura“ wo eines meiner Lieblingsgewächse angebaut wird. Gerne sitze ich ab und sehe mich um.

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Fahre die Südrampe ab. Feine Kurven mit dem Tagesziel vor Augen: GENOVA.

Fortsetzung folgt.
Gruß Hans.

Filstalwaver
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Filstalwaver »

043.JPG
Die Adresse des Campingplatzes habe ich schon zu Hause bei der Planung in das „Navi“ eingestellt und brauche es nur noch abrufen. Keine Wahl mehr zwischen „Kürzester Strecke“ und „Schnellster Strecke“ es geht mitten durch die Stadt an einem Freitag-Spätnachmittag Ende August. Schwitze mein Wasser durch die Poren. Weder zum Umziehen, noch zum Pinkeln ist irgendwo ein Plätzchen. Enge Genueser Straßen mit Plätzen, Baustellen und Kreuzungen dazwischen. Von Ampel zu Ampel. Auch die „Air Vent“ Öffnungen nützen nichts, wenn sich nicht durch den Fahrtwind ein Staudruck aufbaut.
Stelle das Klappvisier auf „Durst,“ ziehe die Handschuhe unter die Rokstraps, die Jacke öffne ich ganz und stelle auf Schnappatmung um. Hier ist nichts mit „Vollcabrio“. Apropos Cabrio.

Laufruhiger Sechszylinder. Automatikgetriebe. Klimaanlage. In der „Car-Hi-Fi-Anlage“ Paolo Conte mit „Gelati al Limon“. Auf dem Beifahrersitz die gut aussehende, gut riechende Dame, welche einem beruhigend die kühle Hand mit den langen, manikürten Fingern auf die Schulter legt. Der Tisch für den Snack ist bereits reserviert. Die Freunde sind verständigt. Das Lokal hat einen privaten Parkplatz. (Wichtig in Genua). Glaube, ich dehydriere und halluziniere schon. (Du Snob)

Wer das will, muß die Finger vom Motorradeln lassen, ebenso wie von der Dame.

Der Camping heißt „Doria“ ist immerhin in „Halbhöhenlage“, dazu schattig, mittels Terrassen an den Hang geklebt. Nach Zeltaufbau, kalter Dusche und diversen Getränken wie heißer Tee, zimmerwarmes Wasser, kühles Bier und etwas Obst, genau in dieser Reihenfolge und der Frieden mit dem Ego ist wieder hergestellt.

Alternativ jetzt „smalltalken“, ein bittersüßes, orangefarbenes, aufgespritztes Modegetränk schlürfen, den letzten „Superdeal“ des „Freundes“ den man noch nie leiden konnte, gut finden, aufpassen, daß man seiner Frau nicht in das zu üppige Dekolleté sieht, dennoch ihren neuen Ring bemerkt und anerkennend die Lippen spitzt, auf den zähen Tintenfischringen des Snacks rumkauend jeden Hintern anlächeln muß, nur weil er meint er sei wichtig und man ihn vielleicht noch brauchen könnte?

Ha noi, bleib mr weg, liebar modorradle, au wenn´s sauhoiss isch !
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Ziehe mich um. In der Stadt finde ich ein Lokal in einer Seitengasse. Die „Spaghetti vongole“ mit dem (ich trau mir´s kaum zu schreiben) halben Liter „Gavi“, einem Liter Wasser, Espresso, zu einem vernünftigen Preis, bilden einen würdigen Abschluß des Tages. (das „Coperto“ stört mich als Schwaben aber was soll´s, andere Länder, andere...) Gemächlich steige ich an schönen Gärten entlang wieder in meine „Halbhöhenlage.“ Schade, das Zähneputzen nimmt mir den guten Geschmacksnachhall des Essens aus dem Mund. Schlafe selig, wahrscheinlich nicht geräuschlos, allerdings auch nicht in Bauchlage.

Dritte Etappe.

Ein Bedürfnis weckt mich um sechs. Dann kann ich auch gleich auf bleiben. Die anderen schlafen noch, also mach ich sehr leise meinen Abbau, belade die „Little red Lady“ und gehe dann duschen und ziehe mich sommerlich an. Nur Socken, Slip, T-Shirt und die Motorradkombi. Der Rest wandert in die Taschen.

Es ist Samstagmorgen als ich mich auf den Weg zum Hafen machen möchte. Ein unüberwindbares Hindernis stellt sich in den Weg. Mein Zelt hatte ich auf der unteren Terrasse stehen und muß zum Ausgang wieder hoch. Das Moped mit aufgerödeltem Gepäck hochschieben, wäre selbst in meiner „starken Zeit“ (Oh ja, die gab´s auch!) schon ein unmögliches Unterfangen gewesen. Umblicken, die „Lady“ starten und neben ihr herlaufend den halb geschotterten, halb geteerten Weg hochgehen.

Höre durch den Helm durch die kreischenden Reißverschlüsse der Zelte hochgehen und vernehme die wohlgemeinten Abschiedsgrüße der Zeltnachbarn.

So, das wäre geschafft! Die wohlgesonnenen Wünsche eben dieser Zeltnachbarn sollten sich allerdings gleich verwirklichen. Der Café ist zu bitter, das Cornetto von vorgestern, die Marmelade leicht ranzig, und wenn jetzt die Fähre auch noch keinen Platz mehr für mich hat, bewahrheitet sich das Sprichwort, daß der „Liebe Gott“ die kleinen Strafen sofort schickt- auf´s Trefflichste. Und es war so!

Fortsetzung folgt !

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Motorradverrückter
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Motorradverrückter »

Filstalwaver hat geschrieben:.

Das Land wird noch flacher. Fahre an einem Gasthof vorbei auf eine Brücke zu. Habe den "Po" erreicht! Sitze ab. Die Brücke beeindruckt mich. Alles aus Stahlblechen vernietet in Fachwerk- und Kastenbauweise. Die Konstrukteure mußten jedes Teil rechnen. Wahrscheinlich noch mit Hilfe des „Cremonaplans“ zeichnerisch die Stabkräfte bestimmen. Beim Betrachten solcher technischen Werke der „Altvorderen“ ziehe ich innerlich immer den Hut. Auch die Arbeiter, welche jeden Niet von Hand „gedöppert“ haben verdienen allen Respekt. Von wegen „finite Elemente“ mit dem Computer.

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Mich beeindrucken solche alten Bauwerke auch immer sehr und vorallem wurde damals schneller und qualitativer gebaut als heute, selbst die rudimentäre Wartung und den stark gestiegenen Verkehr der letzten Jahrzente haben diese Brücken gut mitgemacht :up2:
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie Verstand: jeder ist überzeugt, genügend davon zu besitzen.

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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Marsmännchen »

Hallo Hans,
genau die richtige Zeit, um uns mit deimer Korsikatour den Februar zu verkürzen.

Ich habe Korsika in soooo guter Erinnerung und bin sehr gespannt, wo du überall gestrandet bist.

Gruß Dieter

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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Filstalwaver »

Mit der Führung durch das „NAVI“ komme ich nicht zurecht. Es gibt nur Umleitungen durch Baustellen, dadurch bedingte Stau´s, Wochenendverkehr. Nur einem unerfahrenen Rookie passiert so etwas!

Dann sehe ich an der Straße eine Polizistin stehen mit einem tollen Tropenhelm in Zahnpastaweiß.
Ihre brünetten Haare hat sie nett um die Ohren drapiert und auch sonst läßt sie mich schnell meine miese Laune vergessen. Frage: „Si prega, dove è le office per le traghetto“?

Was sie sagt, verstehe ich fast nicht. Außer „sinistra“-„a destra“-diritto. Damit hat sich´s. (Du immer, mit deinem angeberischern „Pizzeria-Italienisch“ über das der Kellner schmunzelt, weil er sofort merkt, daß es von der Università popolare stammt und bei Urlauben aufgeschnappt wurde).

Da sie aber sehr gut mit Gesten und Armbewegungen erklärt, weiß ich ungefähr wo ich hin muß.
Durch eine Bauunterführung (Sottopassagio) komme ich an das ersehnte Gebäude. Fahre direkt vor den Eingang wo noch -andere zweiräderige, verbrennungsmaschinenangetriebene, Fortbewegungsmittel- (Was hat man nur gegen die schöne, treffende Bezeichnung „Roller“) stehen und schaue mich erst einmal um. Kann ich dem rauchenden, auf dem Handy spielenden Jugendlichen trauen ? (Er hat lange Haare) Wartet der an der anderen Ecke stehende „Pensionati“ (Seine Frisur gleicht meiner) auf ein neues Motorino?
Quatsch !
(Immer diese Vorurteile) Das Wichtigste ist am Leib, das Wichtige im Rucksack, den nehme ich mit und wenn einer meint, er brauche noch meine Klamotten oder meinen Schlafsack, ja dann ist´s halt so. (Du unvorsichtiger Gutmensch)

Die Eingangshalle gleicht einem Bahnhof. Mit dem Unterschied, daß an der Wand als Dekoration keine Lok angebracht ist, sondern eine riesige Windrose. Auch dort sehr viele Uniformierte, welche mir in astreinem Englisch erklären wo ich hin muß.

Wieder eine Dame, welche trotz Wochenenddienst nicht „katzig“ ist, sondern freundlich mit dem Ausdruck des größten Bedauerns mitteilt, ab GENOVA geht heute nichts mehr. (Warum hast Du im Internet nicht vorgebucht und den Rabatt noch mitgenommen? Weil ich mich nicht festlegen möchte! Nicht auszudenken, ich hätte in Bellinzona noch jemand Wichtigen kennen gelernt und müßte wegen eines läppischen Fährtermins die sich anbahnende Geschichte abrupt beenden ? Korsika gibt’s auch noch morgen! Bin Rentner und die Termine können mich mal...!)

Aber wenn Du denkst es geht nicht mehr....
Ab Livorno hat sie noch etwas frei. Allerdings keine Kabine, sondern einen „Ruhestuhl“?

Egal, nehme ich. Zahle 54,00 € cash für die einfache Strecke und bin glücklich.


Das Wetter ist ausnehmend schön, ich ausgeschlafen und guter Laune, Papiere verstauen, aufsitzen und nach einem Caféhaus Ausschau halten. Die beiden vorher Erwähnten haben übrigens sehr gut auf die „Little red Lady“ aufgepasst.(Diese Fügung muß gefeiert werden.)
Kopie Passage.jpg
Es ist kurz nach Neun und die Fähre geht erst in12 Stunden. Viel Zeit! Habe mich ohnehin dem „Slow Travel“ verschrieben und inhaliere die sich bietende Freiheit tief ein.

Café „si“, Spumante „no“ „Panini“ „si“ „Birra“ „no“. (Klappt doch mit dem Italienisch!?)
Frage den „Barista“ nach der besten Straßenführung und er meint: „Autostrada“!! Die Auffahrt gleich um die Ecke.

Die „Little red Lady“ ist frisch geputzt, hat mächtig Gepäck und macht auf „Dicke Hose“. Mit der giftneongrünen Warnweste sehe ich auch wichtig aus und meine ich könnte es riskieren. (wenn nur die Reifchen nicht so schmal wären). Nochmals durch das Verkehrsgetümmel Genuas bei der sich abzeichnenden Hitze? Nein danke. Rauf auf die Bahn. Hinter einen Transporter. Im Sog das Gas runter und frech an die Mautstelle gefahren, ein Ticket gezogen, als hätte ich das schon x-mal getan, derweil es ist eine Premiere. Schwöre mir, daß ich nach dem Ende der Stadtgrenze wieder brav auf die Landstraße fahre! Geschworen, getan, zahle 3 € und alles ist gut!

Nun kommt eine Strecke die viele von Euch auch kennen. Fahre die „Aurelia“. (Obwohl das nicht ganz stimmt. Die „Aurelia“ geht erst ab Pisa nach Rom. Von Genua aus ist´s die „Via Aemilia Scaura“) Rapallo und Cinque Terre sei nur am Rande erwähnt.
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Mache immer wieder eine Pause um die einzigartige Landschaft zu betrachten.
Muß nicht nach Motiven suchen, sie sind überall.
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So langsam wird es Mittag. Die Hitze nimmt zu und die Pausenintervalle werden immer kürzer.
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Es ist an der Zeit Mittag zu machen.
Fahre in einen kleinen Ort an der Küste. Dort kenne ich aus frühen Tagen eine kleine, familiengeführte Pension, in welcher Anne und ich mit den Kindern mehrere Jahre hintereinander den Sommerurlaub verbrachten
Die Zimmer waren damals einfach, die Wirtsleute unheimlich zuvorkommend, das Essen -typische ligurische Kräuterküche mit viel frischem Fisch -überwältigend. Wir waren die exotischen „Tedesci“ welche nicht wußten, daß man „Cozze“ auch essen kann. Wir haben regelmäßig in den zwei Wochen “etwas“ zugenommen. Wieviel darf ich nicht sagen, nur so viel: Es dauerte bis weit in den Herbst hinein, bis das Gewicht wieder stimmte und der Dorn des Gürtels in das vorgesehene Loch passte, ohne daß ich tief atmen mußte.
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Was es zu essen gab erzähle ich Euch in der Fortsetzung.
Viel Spaß beim Lesen
Gruß Hans.

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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Innova-raser »

Ich bin NEIDISCH!!!!

Ich ware viele Male in Korsika! Es war relativ rasch zu ereichen gewesen. Ich LIEBE Korsika!! Ich hätte mir gut vorstellen können meinen Lebensabend dort zu verbringen. Die fast endlosen und leeren Sandküsten im Osten und die steilen schroffen Felsküsten im Westen. Dazwischen herrlichstes "Alpenpanorama"!

Ich wollte eigentlich, bevor wir abreisen, noch einmal nach Korsika fahren. Leider hat es nicht mehr gereicht. Aber ich kommen zurück nach Europa! Wenns auch nur für Ferien ist. Viva la france, vive,Vive la Corse!!

Man sollte nur vermeiden dann zu gehen wenn Paris Schulferien hat, denn dann ist tout paris in Corse! Ansonsten gehört einem die Insel! OK, das mag nicht jeder, aber ich bin nicht der Type der Menscheaufläufe liebt und am Strand in Schichten schwimmen geht.

Viel Spass in Corse!!
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Filstalwaver
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Filstalwaver »

Nehme im „Sala di Pranzo“ Platz. Zur Auswahl gibt es ein Fleisch-oder Fischgericht.
Wähle als Vorspeise „Gnocchi genovese“ und als „Secondo“ eine „Orata“. Zum Trinken allerdings nur einen Liter Wasser „frizzante“. Gerne hätte ich ein „Viertele“ dazu „geschlotzt“. Aber wenn man´s anfängt verschiebt sich allmählich die Grenze immer weiter nach oben und zum Schluß sitzt man dann angeheitert auf dem Bock und das ist das Letzte was einem passieren sollte. (Spießiger Moralapostel. Hast Du Dich immer daran gehalten?)

Die Dorade wird als ganzer Fisch serviert und ist auf den Punkt gegart. Das Zerlegen ist eine Freude. Nichts zerfällt und ist doch durch. Im Bereich der Rückengräte noch leicht glasig. Man schmeckt das 100 m entfernt liegende Meer.

Im Gegensatz zur französischen Küche wird hier nicht „parfümiert“ sondern ganz ehrlich mit Salz, Kräutern, Olivenöl aus eigenem Anbau, einem Spritzer Zitrone ein Fest für den Gaumen bereitet. Das ist Hausküche, von der Oma auf Kinder und Enkel vererbt, kaum variiert, kein chihi, einfach und ehrlich.

Im Winter -für Schwaben unvorstellbar- „schaffen“ sie nichts. Reparieren das Haus, flicken die Wäsche, Streichen die Küche, bestellen den Garten und ernten die Oliven. Er verkauft ein paar Versicherungen, trifft sich täglich mit seinen Freunden auf einen Schwatz; Sie pflegt die Kontakte zur Verwandtschaft und schaut nach den Zimmermädchen und Helfern in der Küche und im Service für die kommenden Saison, welche an Ostern beginnt und Ende September endet. Während dieser Zeit müssen sie aber jeden Tag ohne Pause „ran“. Als kleines „Secreta“ sei soviel verraten. Nach Ende der Saison besuchen sie das „Festa della Birra“ in München.

Herzliche Verabschiedung mit dem abgenommenen Versprechen, wieder einmal mit der Frau zu kommen und nicht solo als „Matto“ mit dem „Motorino“.

Weiter geht’s auf der „Aurelia“ nach Süden. Nicht viele Kilometer aber es zieht sich und ist doch unvergleichlich schön.
Komme auch durch den ehemals mondänen Ort Viareggio und fahre an der Küste entlang.
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Von rechts nach links:
Meer, Strand, Ferienhäuser, Strandvillen, Fußgängerstreifen, Straße, Hotels, Cafe´s, Geschäfte.

Die Fahrt nur unterbrochen durch den Halt an den Zebrastreifen. Die Menschen strömen vom Strand zurück in die Hotels. Ab und an ein Augenschmaus in Form von Bikini tragenden Schönheiten mit samtener, gebräunter Haut, laszivem Gang in Flip Flops, wildem, ungekämmten Haar, die Strandtasche lässig um die Schulter gehängt und kurzem, taxierendem Seitenblick auf das Moped. (Paß auf den Verkehr auf, Du Voyeur)

Nun auf der Höhe der apuanischen Alpen mit Carrara.
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Danach Pisa mit einer kleinen Pause.
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Auf der Höhe von Pisa wird die Straße „schneller“ und ich muß aufpassen. In das „Navi“ die Adresse des Hafens eingegeben und erreiche entspannt, rechtzeitig den Fähranleger in Livorno.
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Bleibe nicht lange allein. Erhalte nach Vorzeigen meiner „Fahrkarte“ einen Aufkleber von einem transportablen, am Mann getragenen Drucker verpasst und bin in italienischem Akzent gesprochen: „Rreddi forr Bording“

Weitere Motorräder kommen dazu. Zwei sehr symphatische junge Burschen aus Österreich, deren Motorräder allen Clichés der „Knieschleifer“ entsprechen, ein Münsteraner auf einer „GS“ mit 1200 ccm. Seine Maschine ist nach seinen Angaben „schon ein paar Jahre alt“ aber so sauber geputzt, so daß ich vermute, er nimmt die Zahnseide nicht nur zur Dentalpflege.

Wir haben eine nette Unterhaltung. Die Abendsonne bahnt sich ihren Weg an den Horizont, läßt es dämmern, die Luft kühlt ab und das „Boarding“ beginnt.
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Fortsetzung folgt.
Gruß Hans.

Mauri
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Re: Sophomore Tour nach Korsika

Beitrag von Mauri »

Super Geschichte,echt toll :superfreu: :inno2:
Gruß Mauri !

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