Die Nacht war nach den Erlebnissen des Vortags etwas unruhig. Außerdem spürte ich bereits den Sonnebrand, den ich mir leichtsinnigerweise eingefangen hatte. Den ganzen Tag ohne jeglichen Schutz bei bis zu 38 Grad in kurzen Klamotten auf dem Moped rumpötteln? Das musste bestraft werden. Also früh raus, ich wollte schließlich Werner in Wien nicht warten lassen.
Gar keine Strafe war das wiederum sehr gute und umfangreiche Frühstück
Dann mal raus das staubige Moped aus der Garage geholt.
In aller Ruhe aufgerödelt und nochmal kurz zum Wasserturm rüber, Gedanken sortieren, Abschied nehmen. Tschüss du stolzes Ding
Naja, so schnell, wie geplant ging das schon mal wieder nicht los. Da hinten am Turm sieht man bereits zwei Motorradfahrer mit ihren Maschinen stehen. Sie winken freundlich und ich schau kurz rüber. Offenbar Rocker, Einheimische den Kennzeichen der 1200er GS und 1300 FJR nach, aber beide tragen unterschiedliche Kutten und Patches. Man kommt ins Gespräch. Beide sind Member zweier Veteranenvereinigungen die sich immer wieder mal besuchen. Einer vom MK Veteran Croatia, der andere vom Gippsland Chapter des Vietnam Veterans MC Australia. Also auf Besuch und mit einer Leihmaschine eines andereen Clubkamaraden unterwegs. Der eine kann kein Deutsch, der andere kein Englisch, ich kein Kroatisch, aber entwickelt sich ein herzliches Gespräch über das, was uns bewegte genau hier zu sein.
Wir hatten alle noch einen langen Tag vor uns, und zum Abschied schenkten Sie mir je ein kleines Andenken.
Vorbei an weiteren Zielscheiben des Krieges gings dann nordwest in Richtung Osijek.
Naja, nicht geradeaus. Nennen wir es Brownsche-Bewegung. Das ergab sich, um noch ein paar Wassertürme und damit Punkte zu sammeln.
Die Stecknadeldinger rechts und links der Straße klebten einem an der Backe, wie Regenwürmer am Reifen nach einem Gewitter. Fast schon eine Landplage.
Nachtrag: Die spezielle Bauform dieser "Stecknadeldinger" nennt man "Aquaglobus". Es gibt sie frei stehend, oder mit Seilabspannng.
Ich hatte längst die Jacke ausgezogen und fuhr im Funktionsunterhemd und dem Rückenprotektor. Die Jacke ließ sich um die Schlafsacktasche legen. In einer der Spritzflaschen hatte ich nur Wasser drin, das ich gelegentlich auf das Unterhemd am Oberkörper spritzte. Das kühlte recht angenehm, war aber binnen Minuten wieder verdunstet. Der Sonnenbrand war so einigermaßen auszuhalten. Die Handschuhe hab ich angezogen, obwohl auf dem Handrücken sich die Haut zu schälen begann.
Zur Abwechslung mal ein klassisches Wasserturmmodell, der Bahnwasserturm in Osijek
Weiteres Motiv: Eine winzige Kapelle neben einem modernen Bürogebäude in Osijek
Am Nordrand wurde die Drava überquert.
Blick auf die Karte
Ein Wasserturm am anderen. Jedesmal leicht mitgenommene 18 Punkte für die Pfadfindertrophäe.
Bald war ich an der ungarischen Grenze. Natürlich wurde weiter gepunktet
200km bis Budapest? Das pack mer auf einer Ar...backe, so gut wie die Straßen ausgebaut sind.
Schnell war Mohac erreicht. Wo ich etwas umständlich zum Geldwechsel kam. Meine restlichen Kuna wurden gegen Forinth eingetauscht. Der Kurs war sogar ok.
Dann zog ich es vor wegen des doch deutlich zugenommenen Lkw-Aufkommens auf der anderen Donauseite Richtung Budapest weiter zu fahren und nützte zum übersetzen die Fähre in Mohac
Die Wartezeit in der Gluthitze wurde mit lecker Eis verschönert.
Dann gings über die Donau
Kaum drüben, na klar wieder ein Wasserturmstop
Nebenbei ein Blick aufs Thermometer:
Durch endlose, aber angenehm kühlende Wälder gings nordwärts.
Man kann nirgend sein Moped abstellen ....
... ohne dass man in der anderen Richtung wieder einen Wasserturm entdeckt
Ich passierte eine größere Gruppe Simsonfahrer, alle fröhlich winkend. Dann stellte ich fest, dass meine kleine Puig klapperte. Ich hatte wohl eine Schraube verloren und hielt an.
Da kam mitten in Baja die Simsongruppe wieder vorbei und die hatten sogar einen Materialwagen dabei, dessen Fahrer sofort die Situation erkannte und Hilfe anbot!
Der nette Kerl wusst mir gleich zu helfen und versorgt mit einer neuen Schraube und den besten Wünschen gings rappelfrei weiter.
Naja, erst noch ein Bild der herrlichen Altstadt machen und dabei noch einen Seitenkofferschlüssel abgerissen. Den Einzigen!
Ich konnte also nur noch den Koffer öffnen, in dem der Schlüsselrest steckte. Kurz überlegt: Vermisse ich was aus dem anderen Koffer, wo ich unbedingt hin müsste? Nö, auf Anhieb nicht, also weiter.
Vier Tage im Juli 2015 Dritter Tag: von Vukovar nach Wien
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Vier Tage im Juli 2015 Dritter Tag: von Vukovar nach Wien
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Re: Vier Tage im Juli 2015 Dritter Tag: von Vukovar nach Wien
"Es sind 145km bis Budapest, wir haben genug Benzin im Tank, eine halbe Packung Zigaretten, es ist knallheiß und wir tragen Somnenbrillen"
Entlang der E51 Richtung Budapest lagen viele schön angelegte Ortschaften, z.B. Duznok
natürlich mit der landschaftstypischen Wasserversorgung mitten drin
Um Zeit beim Fotografieren zu sparen versuchte ich gelegentlich zwei Wassertürme auf ein Foto zu bringen, hier in Kalosca
dafür bremsten mich dann wieder andere Motive aus:
Ich war immer noch gut nordwärts unterwegs in Richtung Budapest
Die Straße war erstklassig ausgebaut und es herrschte deutlich weniger Verkehr als auf der B6 auf der anderen Donauseite. Aber am Horizont tat sich was:
Die vor mir liegende Gewitterfront und die fortgeschrittene Zeit veranlassten mich, den Plan plan sein zu lassen, Budapest von der Zwischenzielliste zu streichen und ab sofort direkt Richtung Wien abzubiegen und dabei den Plattensee nördlich und den Neusiedlersee südlich zu passieren. Einen noch bei Solton und dann ab, frei Schnauze westwärts.
Erst über eine Vorflutbrücke
Dann erst kam die Donau: Die Bildbeschriftung ist übrigens falsch. Wir sind bei Dunaföldvar
Aber auch hier drohten plötzlich Gewitterwolken und die ersten Blitze zuckten. Bei Gewitter auf dem Moped ist nicht so mein Ding. Ich wählte gleich die A87-Brücke als sicheren Unterstand.
Die Pause kam gelegen zum Getränke umfüllen und die unvermeidlichen Landjäger und Dauerwurst kamen auf den Tisch die Sitzbank.
Die Brotzeit war noch nicht beendet, da zeigte sich, dass ich mit meinem Timing wieder mal ein Riesenglück hatte. Es schlugen kurz hintereiander zwei große Blitze in unmittelbarer Nähe ein und es ging ein erfrischender Wolkenbruch nieder. Endlich. Die Luft war schlagartig angenehmer und kühler. Zur Weiterfahrt zog ich erstmals meine Jacke wieder an.
Weitere gewittrige Niederschläge direkt voraus ließen die Entscheidung zu, ein paar weitere Wassertürme entlang der Strecke mitzunehmen, anstatt Umwege zu fahren.
Hier gleich zwei Bahnwassertürme in einem Gebäude. Die Punkte konnte ich unmöglich liegen lassen.
Hier auf dem Bild wird mein Dilemma als Sammler und Jäger einigermaßen deutlich. Ich hatte keine Zeit mehr, aber in unmittelbarer Sichtweite sind sechs Wassertürme zu sehen, ein weiterer hinter den Bäumen. Und das Bild zeigt nur 180 Grad! In meinem Rücken lag ein Wäldchen. Ich wage gar nicht dran zu denken, was ich dort noch an Punkten hatte liegen lassen.
Den hinter den Bäumen nahm ich mit, weil er so unmittelbar alle Anforderungen an die Pfadfindertrophäe erfüllte:
und weil die Ortschaft eine Partnergemeinde auf der Schwäbischen Alb hat
Der Plattensee wurde unter Wert gewürdigt. nur ein paar schnelle Erinnerungsbilder am Nordufer, tanken und weiter
So spannend es ausschaut, aber es ist einfach nur anstrengend am Abend in fremdem Terrain westwärts zu fahren
Übersicht
Entlang der E51 Richtung Budapest lagen viele schön angelegte Ortschaften, z.B. Duznok
natürlich mit der landschaftstypischen Wasserversorgung mitten drin
Um Zeit beim Fotografieren zu sparen versuchte ich gelegentlich zwei Wassertürme auf ein Foto zu bringen, hier in Kalosca
dafür bremsten mich dann wieder andere Motive aus:
Ich war immer noch gut nordwärts unterwegs in Richtung Budapest
Die Straße war erstklassig ausgebaut und es herrschte deutlich weniger Verkehr als auf der B6 auf der anderen Donauseite. Aber am Horizont tat sich was:
Die vor mir liegende Gewitterfront und die fortgeschrittene Zeit veranlassten mich, den Plan plan sein zu lassen, Budapest von der Zwischenzielliste zu streichen und ab sofort direkt Richtung Wien abzubiegen und dabei den Plattensee nördlich und den Neusiedlersee südlich zu passieren. Einen noch bei Solton und dann ab, frei Schnauze westwärts.
Erst über eine Vorflutbrücke
Dann erst kam die Donau: Die Bildbeschriftung ist übrigens falsch. Wir sind bei Dunaföldvar
Aber auch hier drohten plötzlich Gewitterwolken und die ersten Blitze zuckten. Bei Gewitter auf dem Moped ist nicht so mein Ding. Ich wählte gleich die A87-Brücke als sicheren Unterstand.
Die Pause kam gelegen zum Getränke umfüllen und die unvermeidlichen Landjäger und Dauerwurst kamen auf den Tisch die Sitzbank.
Die Brotzeit war noch nicht beendet, da zeigte sich, dass ich mit meinem Timing wieder mal ein Riesenglück hatte. Es schlugen kurz hintereiander zwei große Blitze in unmittelbarer Nähe ein und es ging ein erfrischender Wolkenbruch nieder. Endlich. Die Luft war schlagartig angenehmer und kühler. Zur Weiterfahrt zog ich erstmals meine Jacke wieder an.
Weitere gewittrige Niederschläge direkt voraus ließen die Entscheidung zu, ein paar weitere Wassertürme entlang der Strecke mitzunehmen, anstatt Umwege zu fahren.
Hier gleich zwei Bahnwassertürme in einem Gebäude. Die Punkte konnte ich unmöglich liegen lassen.
Hier auf dem Bild wird mein Dilemma als Sammler und Jäger einigermaßen deutlich. Ich hatte keine Zeit mehr, aber in unmittelbarer Sichtweite sind sechs Wassertürme zu sehen, ein weiterer hinter den Bäumen. Und das Bild zeigt nur 180 Grad! In meinem Rücken lag ein Wäldchen. Ich wage gar nicht dran zu denken, was ich dort noch an Punkten hatte liegen lassen.
Den hinter den Bäumen nahm ich mit, weil er so unmittelbar alle Anforderungen an die Pfadfindertrophäe erfüllte:
und weil die Ortschaft eine Partnergemeinde auf der Schwäbischen Alb hat
Der Plattensee wurde unter Wert gewürdigt. nur ein paar schnelle Erinnerungsbilder am Nordufer, tanken und weiter
So spannend es ausschaut, aber es ist einfach nur anstrengend am Abend in fremdem Terrain westwärts zu fahren
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Re: Vier Tage im Juli 2015 Dritter Tag: von Vukovar nach Wien
Veszprém ist eine der ältesten ungarischen Städte. Sie hätte einige Tage Aufenthalt verdient. So gabs nur ein paar Schnappschüsse, ohne abzusteigen und teilweise während der Fahrt.
Jetzt wurde nur noch geknüppelt:
Nicht mehr anhalten, egal wie verlockend das Motiv auch war. Rechts im letzten Licht des Tages ein einzelner freistehender Berg in der Ebene. Ich weiß noch nicht welcher das war.
Edit: Das ist der Somlo. Der Somló ist ein Berg im Komitat Veszprém in West-Ungarn. Es handelt sich um einen 431 Meter hohen erloschenen Vulkan.
Vor Sopron ein Tankstop, weiter, gleich weiter, immer weiter.
In Sopron wars schon dunkel. Werner kurz angerufen, er legt sich jetzt hin. Ich brauche ja noch ne gute Weile.
auch diese schöne Altstadt wurde schmählich ignoriert. Das Denkmal des Paneuropäischen Picknicks, ein Ziel das mir auf dieser Tour wichtig gewesen wäre, wurde rechts liegen lassen.
Direkt übers Leithagebirge gings im Tiefflug auf Fiaschamend zu, wo ich kurz vor Mitternacht bei Werner aufschlug. Isi nahm mich in Empfang, Werner war auch noch wach
Noch ein paar Worte gewechselt und mich streckte es bald aufs Sofa:
Tagesstatistik: 21 h unterwegs, davon über 6 h Pausen, Fotografieren, Begegnungen. etc
Ich hatte mich völlig verzettelt. Aber anstatt daraus zu lernen gings am nächsten Tag genau so weiter. Das aber im nächsten Thread
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Reisebericht Ulm - Vukovar - Wien- Ulm "Vier Tage im Juli 2015" 20.-24.07.2015
- Teil 1 erster Tag: Anfahrt mit Eisenarschversuch
- Teil 2 zweiter Tag: Stadt Vukovar "you did only see the visible things"
- Teil 3 dritter Tag: von Vukovar nach Wien
- Teil 4 vierter Tag: Wien - Ulm übern Erzberg und durchs Gesäuse
Dazu die komplette Bildergalerie "Vier Tage im Juli 2015"
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Jetzt wurde nur noch geknüppelt:
Nicht mehr anhalten, egal wie verlockend das Motiv auch war. Rechts im letzten Licht des Tages ein einzelner freistehender Berg in der Ebene. Ich weiß noch nicht welcher das war.
Edit: Das ist der Somlo. Der Somló ist ein Berg im Komitat Veszprém in West-Ungarn. Es handelt sich um einen 431 Meter hohen erloschenen Vulkan.
Vor Sopron ein Tankstop, weiter, gleich weiter, immer weiter.
In Sopron wars schon dunkel. Werner kurz angerufen, er legt sich jetzt hin. Ich brauche ja noch ne gute Weile.
auch diese schöne Altstadt wurde schmählich ignoriert. Das Denkmal des Paneuropäischen Picknicks, ein Ziel das mir auf dieser Tour wichtig gewesen wäre, wurde rechts liegen lassen.
Direkt übers Leithagebirge gings im Tiefflug auf Fiaschamend zu, wo ich kurz vor Mitternacht bei Werner aufschlug. Isi nahm mich in Empfang, Werner war auch noch wach
Noch ein paar Worte gewechselt und mich streckte es bald aufs Sofa:
Tagesstatistik: 21 h unterwegs, davon über 6 h Pausen, Fotografieren, Begegnungen. etc
Ich hatte mich völlig verzettelt. Aber anstatt daraus zu lernen gings am nächsten Tag genau so weiter. Das aber im nächsten Thread
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Reisebericht Ulm - Vukovar - Wien- Ulm "Vier Tage im Juli 2015" 20.-24.07.2015
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Dazu die komplette Bildergalerie "Vier Tage im Juli 2015"
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