Gerade bei Einzylindermotoren ist eine Volllastanreicherung, teilweise bereits bei "Nichtvolllast", ziemlich sicher eher üblich, als die Ausnahme. Der Grund ist, dass so ein Einzylindermotor mit Lambda = 1 (14,7 Teile Luft / 1 Teil Kraftstoff) recht bescheiden läuft. Ergänzend zu meiner bereits geschriebenen Antwort kann ich mich zu diesem Thema recht genau an den Abgastest einer BMW F 650 GS (mit G-Kat, aber Euro 1), welcher ca. um die Jahrtausendwende von der Zeitschrift "MOTORRAD" durchgeführt wurde, erinnern. Man hatte damals eine Prüfstandserkennung entdeckt - lange vor VW.
Auf dem Prüfstand lief der Motor äußerst arm an CO und HC (beides recht zuverlässige Indikatoren für eine Gemischanfettung, vor allem CO), allerdings ziemlich ruckelig. Dies änderte sich auf der Straße, wo der Motor viel besser gelaufen sein soll - mit allerdings dann schier horrenden CO - Werten, welche sogar so manche Maschine ohne Kat übertrafen.
Auch bei meiner Honda Vision 50i (mit G-Kat, Euro 2) war es gut erkennbar: Selbst annähernd lastfrei (also bei hochgebocktem Hinterrad) und mit fast geschlossener Drosselklappe lief der nur im unteren Drehzahlbereich "stöchiometrisch", fettete danach durchweg an. Da stellt sich nebenbei die Frage, wozu die Lambdasonde überhaupt da ist, wenn ihr Signal höchstens bei Schritttempo überhaupt beachtet wird, und die Euro 2 sogar von vergaserbefeuerten Zweitaktmotoren mit SLS und U-Kat erreicht wurde. Naja, anderes Thema...
Übrigens wird selbst im Pkw - Bereich das Anfetten selten ganz unterbunden (z.B. aktuell beim Toyota Prius), wohl jedoch oftmals auf die "Ultima Ratio" beschränkt, d.h. auf den Extremfall. Von einem recht aktuellen Aggregat (Ford 1.0 Eco Boost) liegt mir ein entsprechendes Diagramm vor. Nach diesem wird selbst unter Volllast noch bis ca. 3600 U/min. und bis ca. 11 bar effektivem Mitteldruck (Maximaldruck 25 bar) bis zur Drehzahlgrenze mit Lambda 1 gefahren, und fetter als Lambda 0,90 (13,2 zu 1) wird das Gemisch nie, sobald der Motor durchgewärmt ist.
