Auf den Spuren der Pedaleure

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Myova
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Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Myova »

So, ihr Forumsfreunde,
der alte Schwarzwälder hat es also tatsächlich noch einmal gepackt und ist mit seiner Inno auf Tour gegangen. Als alter Zweiradfreund war es für mich nach der erst zu Ende gegangenen Tour de France naheliegend, für mich ein Ziel der Pedaleure anzusteuern.

Bei stark bewölktem Wetter und mit kritischem Blick nach oben habe ich endlich meine Inno gepackt, nachdem ich ja schon am Mittwoch loslegen wollte, doch der Wetterbericht haarsträubende Aussichten prognostizierte – und wie wir inzwischen ja wissen – habe ich gut daran getan. Ich fuhr also bei Breisach über den bereits dick angeschwollenen Rhein, Staustufe und Abfluss quasi auf gleicher Höhe, wo ansonsten sicher vier Meter Unter-schied zu sehen ist. Auf mehr oder weniger langweiliger Piste aber zügig fahre ich meinen ersten Haltepunkt, Ronchamp an. Hier gilt es Füße vertreten, Vespern, den Hügel erklim-men zur Notre Dame du Haut, dieser eigenwilligen Kirche von Le Corbusier. Der hatte dort 1955 „seine“ Kirche an dem Ort errichtet, an dem schon seit über 1000 Jahren Kapellen und Kirchen standen aber immer wieder zerfielen bzw. zerstört wurden – und nach dem Eindruck jetzt, wird auch diese irgendwann zerfallen, wenn sie nicht mehr gepflegt wird – obwohl ich und mit mir auch ganze Familien ja immerhin 9 €/P Eintritt gelöhnt haben.
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Zuletzt geändert von Myova am Do 22. Jul 2021, 22:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Myova
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Myova »

Mein kritischer Blick nach oben erhellt sich nicht sonderlich, bis es dann soweit ist und ich meinen Overall zum Einsatz bringe, nichts großartiges, aber immer wieder halt abgewaschen bis dann endlich der Doubs in Dole überquert werden und ich auf altbekanntem "Camping du Pasquier" einchecken kann. Just in dem Moment wird meine Inno mit Sack und Pack noch einmal wie mit Eimern abgewaschen, doch ich stehe in der Rezeption ja unter Dach. Das Wetter hellt sich dann wieder auf und ich kann in Ruhe meine Nachrichten für die Familie absetzen, mein Zelt auf nassem Untergrund installieren, noch einen „Sprung“ in das dortige Pissbecken wagen, doch das ist mit vier anderen Personen schon so gut wie überbevölkert. Also Dusche, Platzrunde, man muss ja wissen wer sich alles auf dem Platz tummelt, und schließlich dürftiges Essen im Camping-"Restaurant" halb unter Wasser.
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Myova
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Myova »

Die Nacht ist für den alten Knaben gar nicht so schlecht und so können ja die Anforderun-gen des neuen Tages kommen, auf nach Romans sur Isere. Doch zunächst muss ich den Camping heute im Wasser verlassen. Hat der Wetterbericht für Dole am Mittwoch mit 57 Liter Regen wohl doch gestimmt. Wiederum auf schnellen Straßen „donnere“ ich gen Sü-den. Immer wieder bin ich froh, wenn ich vom Bock absteigen, tanken, trinken und eine Kleinigkeit essen kann. Was mich an dem kleinen Tank am meisten nervt, ist die Tatsache, dass ich schon bei den letzten zwei von sechs Strichen langsam nervös werde, denn in Frankreich ist das Tankstellennetz nicht gerade üppig, in kleineren Ortschaften sind die Tanksäulen quasi ganz verschwunden – genauso wie die allerorten früher vorhandenen schönen kleinen Bars zum Frühstücken und Kaffee trinken, es bleiben fast nur noch die Ketten-Bistros, aber gut, verhungern muss keiner. Und so passiert es, dass meine Inno auf einmal stottert, ich noch einen guten Ausweich-Platz finde, meine fünf-Liter-Reserve anzu-zapfen – aber es gibt erfreulichere Ereignisse als Kanistertanken.
In Romans sur Isere dann lande ich in einem für knapp 35 000 Einwohner riesigen Wohn-gebiet, das mir irgendwie obskur vorkommt. Ich hatte mir ja schon einen Camping heraus-gesucht, die Adresse hatte aber mein Navi nicht angenommen und so hatte ich halt eine x-beliebige Adresse genommen in der Hoffnung, schon irgendwie den Camping zu finden, und war nun hier gelandet. Aber dennoch frage ich fünf deutlich Migrations-Jugendliche nach einem Camping, doch der gute „Mann“ stackst etwas nervös unwissend herum, so-dass ich gleich spüre, er hat keine Ahnung, also weiter. Sie schreien mir dann noch etwas hinterher, doch ich habe schon eine Polizeistreife im PkW im Auge. Die beiden Männer re-agieren dann irgendwie eigenartig. Ich hatte mehr aus Höflichkeit, meinen Bock etwas zur Seite abgestellt, um besser mit ihnen sprechen zu können, während er immer wieder auf meine dicke Fuhre hinweist und mir deutlich sagt, um Himmels Willen nicht hier stehen bleiben, extremes Problemgebiet. Er nennt mir dann einen Camping 20 km nördlich von Romans, doch da komme ich ja her und habe keinen Bock noch einmal zurück zu fahren. Also verlasse ich den wenig gastlichen Ort ohne Camping und nehme halt in Gottes Namen meinen nächsten Zielpunkt, Vaison la Romaine in den Blick – wo ich doch eigentlich eine gemütliche Tour machen wollte.
Immer noch nebliges Einheitsgrau zum Glück hängt der Nebel weiter oben und nicht am Boden, doch Inzwischen bekam ich mehr und mehr einen deutlichen Helfer in den Rücken, den Mistral, der meine Inno wie eine 500er erscheinen ließ, sie geht richtig nervös am Gas mit mir nach Süden. Na ja, mir soll es recht sein, wenn nun auch wieder die GPS 90 km/h mit der dicken Fuhre drin sein sollten. Die Tour wird dann doch etwas stressig für den alten Schwarzwälder, 300 km sind ja gut, meinetwegen auch noch 350 km, aber mehr sind auf Landstraßen für mich einfach eine Schinderei – aber auch mit einer Dicken wäre das für mich nicht wirklich spaßig. Und dann erscheint er auf einmal vor mir, der Glatzkopf-Buckel, der Mont Ventoux, es kann also nicht mehr weit sein. Ich checke nach 422 km beim gemütlichen Camping la Voconce ein und kann endlich in abendlicher Sonne, wieder Botschaften absetzen, mich mit meinen sieben Sachen installieren, kochen und unter an-derem auch unter der Dusche relaxen. Beim obligatorischen Rundgang über den Platz blit-zen vor den Zelten, Wohnwagen und Mobilen sündhaft teure Carbon-Rennräder. Nicht selten hat das Auto ein gelbes Nummernschild, aber ja auch kein Wunder, nachdem ihr Landsmann, Vout van Aert, erst vor Kurzem mit einem einzigartigen Husarenritt diesen verflixten Buckel gleich zwei Mal im Alleingang gemeistert hatte und sich in Malaucène auf dem obersten Treppchen postieren konnte.

Ja ja, es geht weiter
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Himbeer-Toni
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Himbeer-Toni »

Danke für den Bericht, das macht Spaß zu lesen
Einfach, robust, zuverlässig, wirtschaftlich – das sind zusammengefasst die Eigenschaften der Super Cub C125A

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Piesepampel54
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Piesepampel54 »

Vielen Dank für den Reisebericht.
Ich bin wirklich beeindruckt und meine Motivation steigert sich.
Portugal reizt mich: als Nachkriegskind bin ich über Eifel und Bergisches Land nie hinaus gekommen
und so langsam wird es nun mal Zeit.
Also Dank für die Bilder in meinem Kopf!!

Ebenezer Piesepampel
Es bringt Unglück, abergläubig zu sein...

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Bernd
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Bernd »

Vielen Dank für den kurzweiligen Bericht und die interessanten Bilder :up2: (tätowierte Frauen mit bunten Haaren :laugh2:)

Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Gruß
Bernd
C125A Super Cub, EZ 2020
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Harri
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Harri »

Netter Bericht.
Die Frau mit den blauen Haaren, könnte zB ca16 te Woche sein.

Brämerli
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Brämerli »

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, mal sehen wo Du noch hin gereist bist. Danke Myova. :sonne:

@Pisepampel, Portugal mit dem Fahrrad war wohl eine der schönsten Reisen die ich gemacht habe, mit der Inno müsste das noch besser werden. Alto Tras os Montres unbedingt einplanen.

Karl Retter
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Karl Retter »

hallo Manfred,
das freut mich dass es dich wieder gepackt hat. Der Mt. Ventoux fehlt mir noch. Das wird aber eine Tour mit dem Lupo.
Viel Spass dir bleib gesund

Gruß Karl
der oft an die Fahrt zur Möhne denkt und auf der kaputten Luft Matratze fast keinen Schlaf fand
während du und Hans bestens schlummerten

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melibokus
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von melibokus »

:inno2:
Auch ich lese mit ...
Weiter so ! :up2: :inno2:

Brett-Pitt
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Brett-Pitt »

Auch ich, mitlesend, in Arkadien.

Im Ulla-Jahr 97 waren die Brett-Bros ja auf
brettharten Rennsätteln unterwegs. Faro-
Sagres (Letzte Thüringer Bratwurst vor Amerika)-
Porto-Burgos-Cosne. Bis Brüssel fehlten dann
blöderweise 2 Tage Urlaub, bei 150km-Tagesschnitt.

Mann wird älter. Aber was mit 200 Waden-Watt geht,
geht auch mit 6-KW-Cub.

Geht es weiter zum Tour-Malet ?
Oder gar bis zum Cub-Trafalgar?

Weiterwassertragen,

TDF-Pit
Den jährlichen Flug über den Indik (13 to. CO2) kann man weder
mit Eigenstrom-Auto noch mit Nullenergie-Haus kompensieren !!!

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Done #30
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Done #30 »

Myova hat geschrieben:
Do 22. Jul 2021, 22:19
um Himmels Willen nicht hier stehen bleiben, extremes Problemgebiet.
Der Klassiker, wenn man allein auf eigene Faust einfach wo hinfährt. Es gibt überall, wirklich überall, Ecken, wo sich weder Einheimische, noch Exekutive ohne Not freiwillig hinbegeben.
Ansonsten bisher alles richtig gemacht.
Und danke für den bericht
Gruß Done
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Done #30
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Done #30 »

Myova hat geschrieben:
Do 22. Jul 2021, 22:08
Kirche von Le Corbusier. (...) – und nach dem Eindruck jetzt, wird auch diese irgendwann zerfallen, wenn sie nicht mehr gepflegt wird – obwohl ich und mit mir auch ganze Familien ja immerhin 9 €/P Eintritt gelöhnt haben.
Da sollte man auch den Status als UNESCO-Welterbe entziehen. Es muss weh tun. Es geht, nicht nur in Deutschland, sondern auch woanders
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Mauri
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Mauri »

Ja super schön geschrieben der Reisebericht, bitte weiter so und schöne Zeit :inno2:
Gruß Mauri !

Filstalwaver
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Re: Auf den Spuren der Pedaleure

Beitrag von Filstalwaver »

Super Manfred!
Klasse Bericht. Weiter so und Danke für´s Mitfahren lassen.
Gruß Hans.
p.s. Bin zur Zeit auch wieder unterwegs.
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