Die Nacht war ruhig...lt. GPS-Daten und den spärlichen Infos aus der Karte dürften wir noch ca. 150 km von dem mongolisch-russischen Grenzübergang entfernt sein. Nur, 150 km können in der Mongolei eine Tagesreise sein wenn alles klappt oder auch ne halbe Woche in Anspruch nehmen. Mir kamen die Worte des Portugiesen wieder in den Sinn den wir vor ein paar Tagen mit seinem Motorrad in den Bergen getroffen haben: wenn wir zur Grenze wollen müssen wir ein paar Flüsse durchqueren, die es in sich haben

Der Tag wird anstrengend. Jede freie Minute wird genutzt um seinen Akku wieder aufzuladen:
Meine 3 Kollegen im "Badezimmer"

"On the Road to Russia"...
Wellblechpisten vom allerfeinsten

wieder ging es durch ein Gebirge, im Hintergrund die schneebedeckten Bergspitzen. Eine Traumhafte Kulisse:
Nach ein paar Stunden des Fahrens hatte ich das schon mit den Flüssen wieder fast vergessen. Da hörte die Straße auf einmal auf uns es wurde nass

Ich beschloss für mich, dass wir jetzt ein ernstes Problem hatten. Reinhard, der von seiner Island-Reise durchaus schon Erfahrungen mit solchen "Problemen" hatte, wusste was zu tun ist: Gepäck runter, Stiefel und Hosen aus und ausschwärmen um eine durchfahrbare Spur im Fluss zu finden...gesagt, getan!
Während Martin mit seiner Mongo das Flussufer rauf fuhr um eine seichtere Stelle zu funden zögerte Reinhard nicht lange und fuhr einfach mal los. Da ich noch mitten im Fluss stand ahnte ich, dass es nicht mal so eben geht...
Reinhard kam zwar ordentlich ins rudern, schaffte es aber dann doch mit laufendem Motor bis auf die andere Seite: Glück (oder Können?

Marin blieb verschwunden, Janni und ich wollten keinen Umfaller im Wasser riskieren und schoben unsere beiden Mongos mit vereinten Kräften durch den Fluss:
Als wir die beiden Mongos drüben hatten ging es wieder zurück, noch 2 mal, um das ganze Gepäck zu holen. Wir waren anschließend fix & fertig!
Zeit zum Ausruhen blieb aber nicht, da während der ganzen Aktion Millionen von Mücken uns terrorisierten, jeder Quadratzentimeter meiner Haut war mit Mückenstichen übersät, mein Gesicht sah aus wie ein Streuselkuchen...sowas brutales habe ich noch nie erlebt! Wir schmissen unser Gepäck auf die Innos und wollten los, da versanken wir fast im matschigen Boden. Martin kam mittlerweile auch angefahren, er hatte wohl auch riskiert an einer etwas seichteren Stelle mit Motorkraft durchzufahren, Respekt!
Jeder schlug mit seinen Armen um sich um die Biester loszuwerden, wir kamen nicht richtig weg weil wir noch im Sumpf waren. Ich konnte kaum was sehen, weil meine Brille außen schwarz voll Mücken war. Es war die Hölle! Durch den weichen Boden kamen wir auch nicht auf Tempo um die Mücken loszuwerden, dazu standen wir dann vor dem nächsten Fluss und das ganze Spiel begann von vorne...definitiv die anstrengendsten Stunden der bisherigen Reise!
Nachdem wir dann die Wasserdurchfahrten einigermaßen hinter uns lassen konnten war hofften wir bald irgendwie mal wieder auf eine einigermaßen zu befahrende Straße zu kommen. Doch die nächsten Stunden verlangen durch die extrem steinige Straße wieder gute Kondition von Mensch und Maschine:
Mittlerweile führen wir durch schöne Täler, Strommasten deuteten auf bald kommende Zivilisation hin

Endlich, wir sahen eine kleine Jurtensiedlung:
Der Nachwuchs

Die Fahrtag wurde immer länger, bald sollten wir in der Näher der Grenze sein:
In einem Dorf, bestehend hauptsächlich aus einem Militärstützpunkt und einer verlassenen Fabrik, haben wir nochmal die Vorräte aufgefüllt und getankt:
War die Verkäuferin nur müde oder gar stoned?

(ach so, es gab Tütensuppen zu kaufen

Wir schafften es zum Einbruch der Dunkelheit bis ein paar Kilometer vor die Grenze. Morgen früh wollten wir dann zeitig los, ich ahnte bereits dass wir viel Zeit und gute Nerven dort brauchen werden. Ich war mittlerweile ziemlich durchgefroren, es war eisiger Wind dort oben und Martin gab wieder alles um die Tütensuppen zuzubereiten. Ich war völlig K.O. als ich im Zelt lag:
Über 1.800 km härtester Piste lagen hinter uns, morgen sollten wir in Russland sein!