Tag 4 - wir haben sie wieder!
Heute ist bereits Dienstag, der Tag an dem wir eigentlich schon unterwegs sein wollten. Wir scharren alle mit den Hufen und wollen endlich on-the road, im Hinterkopf läuft die Zeit mit und jeder Tag ohne Moped treibt an den Fahrtagen den zu leistenden Kilometerschnitt noch weiter nach oben. Als wenn er eh nicht schon sportlich genug wäre
Wir springen früh aus den Betten, denn es gibt eine neue Order: die Spedition hat sich bei Urnaa gemeldet, wir sollen um 9.30 Uhr am Zoll sein, dann soll der Tünnes der uns gestern noch versetzt hat wirklich da sein und alles weitere vor Ort in die Wege leiten. Wir sind aufgeregt, schlingen unser spärliches Frühstück runter und springen mit Helm, Werkzeug und allerlei Papierkram bewaffnet ins Taxi und kommen ohne Stau bereits um 9.00 Uhr beim Zoll an. Und tatsächlich: Punkt 9.30 Uhr kommt ein Mitarbeiter von MonEx und damit begann dann eine rund 7-stündige Odyssee an Behörden- und Bankenchaos. In dem großen Gebäude wurden wir von einem Schalter zum nächsten geschickt, dann mit weiterem Papierkram zur Bank, dann Geld wechseln, wieder zurück zum Zoll, dann ratlosiges Warten, dann war der Heini plötzlich verschwunden, zum 3. mal das Geld irgendwo vorzählen (jedes mal kam bei der Zählmaschine wohl ein anderes Ergebnis raus), wieder irgendwelche Stempel holen bis wir nach mehreren Stunden endlich die 2.041.743 Tugrik (ca. 900,- Euro) Einfuhrumsatzsteuer bezahlen durften. Der reine Wahnsinn für uns, aber wohl durchaus normal in solchen Ländern...
Nachdem wir also bei Bank und Zoll alles erledigt hatten ging es mit dem Speditionstünnes Richtung Containerterminal zu "unserem" Container.
(Besonderen Dank auch nochmal an dieser Stelle an Herrn König von der Firma
PAN EUROPA über die wir die Kiste in die Mongolei verschickt haben. Perfekten Service dort von A bis Z
)
Unglaublich, zu Fuss mussten wir rund ein Dutzend Bahngleise der Mongolischen Eisenbahn überqueren...
Dann durch ein paar verschlossene Tore als Abkürzung
Endlich waren wir am richtigen Container angekommen, vorher wurden wir aber alle noch mit Schutzhelmen ausgerüstet, weil: Sicherheit wird dort groß geschrieben (wenn man vorher nicht schon auf den Gleisen von einer Lok zermalmt wurde eine überaus sinnige Sache
). Die Spannung bei allen war zum Greifen nah...
Der Container wurde vom Chef dort geöffnet und endlich sahen wir unsere Kiste wieder, die wir vor rund 2 Monaten in Arle auf die Reise geschickt haben. Perfekte Maßarbeit von uns Vieren, sie passte saugend in den 40ft-Container:
Scheinbar unversehrt, wir freuten uns wie die Schneekönige!! Mit einem Gabelstapler und gemeinsamer Hilfe von rund einem Dutzend Terminalarbeitern wurde sie wieder ans Tageslicht befördert. Wir hatten das richtige Werkzeug dabei, alle packten mit an und ruck-zuck war die Kiste offen und dann standen sie da, unversehrt wie erhofft: 4 Mongo-Mopeds, die uns den langen Weg nach Hause bringen sollen:
Ein irres Gefühl, wir haben sie wieder!!
Janni, Marin & Reinhard bleiben bei den Mopeds, das Material der Kiste haben wir schon vorher Urnaa vom OASIS versprochen die auch schnell eine Lieferwagen vorbeischickte um das dort sehr wertvolle weil seltene Holz abzuholen.
Da die ganzen Versand- und Zollpapiere auf meinen Namen liefen musste ich nochmal mit zu Spedition, der Grund war mir bis dahin nicht bekannt. Aber was macht man nicht alles um endlich losfahren zu können.
Von dem Büro aus ging es dann per Auto einmal quer durch die Stadt in ein anderes großes Gebäude und rund 3 Stunden, 4 weitere Büros, einigen Handytelefonaten und gefühlt 14 auszufüllende Formulare kam ich endlich dahinter was die ganze Aktion sollte: wegen der Vollmacht für den späteren Empfang der Einfuhrumsatzsteuer nach verlassen des Landes musste ich rauf bis zur Chefin der mongolischen Zollbehörde. Alles anscheinend nur deshalb, damit ich auch später wieder nach der Ausreise an das Geld komme. Echt unglaublich... (BTW, um die Rückerstattung der Steuer kämpfe ich übrigens heute immer noch, Stand Oktober 2016).
In der Zwischenzeit rösteten die anderen Drei bei über 30 Grad auf dem Terminalgelände vor sich hin, der Dehydration gefährlich nahe
Da keiner von ihnen ein Handy dabei hatte konnte ich sie auch nicht informieren warum und weshalb ich so lange unterwegs bin. Sie dachten schon die hätten mich entführt
Dann endlich, gegen 16 Uhr konnten wir das Zollgelände auf unseren Mongos verlassen...die ersten Kilometer auf mongolischem Boden, ein unbeschreibliches Gefühl für alle. Da wir nur einen Fingerhut voll Sprit in den Tanks hatten ging es erst einmal zur nächsten Tankstelle und wir mussten umgerechnet ca. 75 Cent für einen Liter 92er Sprit bezahlen, also direkt alle Kanister vollgemacht.
Bei bestem Wetter ging es dann wieder quer durch die Stadt Richtung Oasis, natürlich wurde direkt beim ersten Chinesen-Moped-Händler ein Stop gemacht. Wir bestaunten die Chinesen, die bestaunten unsere Mongos, mit Händen und Füssen wurden die Details ausgetauscht, alles einfach nur geil in diesen Minuten
"ahhh, Honda! Jappaaan??!"
"yes, nix Cabburattor...Injektion!!"
"ahhh...goood!!"
Kaum im Oasis angekommen brach das große Staunen aus: "was? Damit wollt ihr hier eine
Rundreise machen...?"
Wir: "NEIN, wir fahren damit nach hause, bis nach Germany!"
Ihr hättet dann die Gesichter sehen sollen, irre!
Da wir jetzt unsere Mopeds hatten und der Papierkram erledigt war, war es an der Zeit am nächsten morgen das Oasis zu verlassen und endlich auf die Reise zu gehen. Ich habe mir Urnaa abgerechnet und großzügig aufgerundet. Sie war uns eine sehr große Hilfe, ohne sie hätte der Behördenwahnsinn dort unten sicher noch Tage länger gedauert. DANKE URNAA!! Und liebe Grüße in die Mongolei!
Abends haben wir dann unsere Mopeds nochmal richtig durchgecheckt und aufgerödelt, nicht ohne wieder 1000 Fragen zu unsere Tour beantworten zu müssen.
Morgen ist es soweit, "the-long-way-home" kann starten!!