Wie im letzten Posting geschrieben, möchte ich nichts Neues beginnen, ohne vorher meine Schreibschulden beglichen zu haben.
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Werde wach mit einem Dröhnen im Kopf.
Ähnlich einem Jet in der Startphase.
Die Zunge fühlt sich an wie ein Stück trockener Putzlappen.
Alles verlechnet.
Ein Blick auf die Uhr aus den verqollenen Augen zeigt kurz vor 10:00 h!
Mensch, Mensch was war da gestern bloß los?
Doch der Reihe nach.
Die Gestaltungsstruktur auf den Campingplätzen ist meist gleich. Irgendwo in einer Ecke haben sie eine Zeltwiese auf welcher vornehmlich Wanderer, Fahrradler und Motoristi nächtigen dürfen. Wenn´s ein guter ist, hat man noch Tisch und Bank dabei.
Ein Radler, so Anfang 40 gesellt sich noch zu mir. Sein Zelt baut er in Windeseile auf und wir kommen ins Gespräch. Er stammt aus Argentinien, ist von Beruf Geologe und arbeitete als Prospektor für Öl/Gasvorkommen bei einem Großkonzern. Wurde arbeitslos und beschloss eine Reise nach Portugal zu machen um die übrig gebliebene Verwandtschaft hier zu besuchen. Seine Großeltern stammen aus dieser Ecke.
Von Argentinien mit dem Billigflieger nach Inverness. Dort, in einem Fahrradladen, empfahlen sie ihm ein Rad für min 400.- Pfund, nachdem sie von seinem Vorhaben gehört hatten. Er nahm das Gebrauchte für 100.- Pfund.
Knallrot.
Durch Britannien, Belgien, Frankreich, Nordspanien hat es bisher gehalten.
Wir reden, finden uns symphatisch und beschließen, auf eine Runde Cidre eine „Cidreria“ aufzusuchen.
Den weiteren Verlauf des Abends überlasse ich der Phantasie und den Erfahrungen des geneigten Lesers.
Gehe etwas wackelig in die Waschkaue, kaltes Wasser, warmes Wasser, kaltes Wasser....
Rasieren möchte ich mich heute nicht. (Müßte ich mich doch dafür im Spiegel betrachten)
Frühstücken? -heute auch nicht. Vermute, der Kaffee würde schmecken wie Arznei.
Mein Radler-u. Cidrefreund ist schon über alle Berge. Strampelt, schwitzt sich den Most aus dem Leib. Wahrscheinlich grinst er noch unverschämt vor sich hin.
Weiter durch Asturien mit seinen Obstgärten.
Manchmal geht der Pilgerpfad sogar an der Schnellstraße entlang.
Immer wieder interessante Aus- u. Durchblicke.
Mittlerweile ist es früher Nachmittag und ich verspüre so etwas wie Hunger. Hatte ich doch heute der Linie wegen auf´s Frühstück verzichtet. Buttrige, fette, Blätterteig-Croissants?
Bleib´t mir bloß weg damit.
Meine Kuttel verlangt nach etwas Salzigem.
Finde ein Straßenrestaurant und die haben genau das, was ich jetzt brauche:
Jamón con melón!
Der Schinken schön dick mit der Hand vom Knochen geschnitten, welcher auf einem aus Holz bestehendem Gestell ruht. Noch Wasser, Cola, Kaffee und die Elektrolyte stimmen wieder. (Gott sei Dank)
Diese Bauweise der Tragstützenkapitelle kenne ich aus der Schweizer Alpenregion.
Wer hat´s erfunden?
Ja, ja, den völlig uneigennützigen „Austausch“ von Wissen hat´s schon immer gegeben!
Und verfressene Mäuse auch!
Noch ein Weilchen zwischen Atlantik auf der einen und dem Gebirge in Sichtweite auf der anderen Seite entlangschnurren, die Ruhe und Gelassenheit des Alters kehrt wieder ein und das Leben ist schön.
Gruß Hans.