Das gibt es. Wir haben zum Beispiel auf (fast) allen Häusern ein Versicherung die solche Schäden trägt. Feuer, Wasser, Erdbeben, Typhoon usw. Aktuell sind wir gerade wieder dran die Policen zu erneuern. Das ist hier so eine Sache. Komme gleich darauf zurück
Das Resthouse das wir oben in den Bergen, an herrlichster Lage, erbaut haben, konnten wir leider nicht versichern. Es will niemand ein Haus versichern das aus nachwachsenden Rohstoffen, in diesem Fall Holz, gebaut ist.
Und das obwohl es einen beträchtlichen Wert darstellt. Es wurde von Ingenieuren geplant und von ausgezeichneten Handwerkern fachmännisch erbaut. Es dürften so um die 200 qm Wohnfläche sein. Genau weiss ich es nicht mehr.
Aber die anderen, konventionell gebauten Häuser, sind versichert gegen solche Ereignisse. Das Erdbeben 2013 hat uns, auch in dieser Beziehung, einen gehörigen Schock eingejagt. Alles was wir hier haben und besitzen ist Cash bezahlt. Keine Schulden, weder auf Fahrzeugen noch auf Immobilien. Ein Haus zu verlieren, ohne dafür entschädigt zu werden, das würde uns hart treffen!
Bei den Fahrzeugen ist es so. Nur auf Autos ist eine Kaskoversicherung möglich. Motorräder werden grundsätzlich nur TPL (Third Party Liability) versichert. Also nur Haftpflicht. Diebstahl oder eigener Schaden usw. ist nicht versicherbar. Das kann man verschmerzen solange es sich um einen kleinen Scooter oder um eine Underbone handelt. Aber mittlerweile bietet auch Honda Big Bikes an. Und die haben dieselben Preise wie in Deutschland oder anderswo. Wenn einmal also das Big Bike für € 15K oder mehr geklaut wird, dann guckt man in die Röhre.
Bei den Autos haben wir auf allen eine Comprehensive Insurance. Also Vollkasko. Da ist auch Diebstahl geregelt. Aber noch wichtiger ist der eigene Schaden. Nicht das wir schlechte Fahrer wären, aber man stelle sich folgendes Szenario vor:
Man fährt korrekt auf der Strasse. Ein anderes Fahrzeug kollidiert mit dem eigenen Fahrzeug. Schuld ist einzig und alleine der andere Fahrer. Gut, kein Problem könnte man denken. Nur ist es so dass nicht wenige Fahrzeuge gar keine TPL, also gar nicht versichert sind. Einfach weil das (wenige) Geld fehlt oder weil es dem Fahrer einfach nur egal ist. Und was soll man einem wegnehmen der gerade so viel hat das es knapp zum Überleben reicht?
Deshalb Comprehensive Insurance (Vollkasko) soweit immer nur möglich. Ich bin aktuell nun dran einen Versicherer zu finden der auch für grosse Motorräder, also Big Bikes, eine Comprehensive Insurance anbietet. Aber das ist alles andere als einfach. Auf E-Mails antwortet so gut wie niemand. Am besten funktioniert eine Kommunikation noch via FB. Oder eben persönlich vorsprechen. Aber die Kompetenz der Mitarbeiter am Frontdesk ist meistens sehr übersichtlich. Das heisst sie tun exakt das was man ihnen antrainiert hat. Und da werden Sonderfälle wie meine Frage zum Beispiel mit dem folgenden Satz beantwortet: We don't have, Sir. Und damit hat sich dann die Diskussion bereits erledigt.
Also noch kurz zu der TPL (der obligatorischen Haftpflichtversicherung) für Fahrzeuge. Versicherungsverträge laufen hier, in aller Regel, ein Jahr. Dann laufen sie einfach aus. Da gibt es keine automatisch Erneuerung und eine entsprechende Rechnung, die einem ins Haus flattert. Man muss sich selber bemühen. Aufgrund der letzten beiden Ziffern auf dem Kontrollschild kann man sehen, wenn man sein Fahrzeug wieder einlösen muss. Renewing heisst das hier. Das bedeutet man muss zu einer Abgasteststation und einen Abgastest durchführen lassen. Mit diesem Papier geht es dann zur LTO (Aka Zulassungsamt) und zeigt dort sein Fahrzeug. Es wird kurz inspiziert und dann muss man den Abgastest und mindestens die TPL Police aushändigen. Danach bezahlt man noch die Steuern und bekommt ein neues CR/OR (Certificat of Registration / Official Recipt) Das CR ist vergleichbar mit einem Fahrzeugschein und das CR ist die Quittung das man die Motorfahrzeugsteuern bezahlt hat.
Hier ist das OR/CR und der Beleg vom Abgastest (Das Originaldokument bleibt bei der LTO) von meiner CRF, als Beispiel:
Eine Kopie vom aktuellen OR/CR muss man immer mit dem Fahrzeug mitführen. Ansonsten kann man in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Wie man sieht kostete der Abgastest Php 270, die Steuern für ein Jahr Php 667.31. Wobei da noch ein Penalty von Php 120 dazu gerechnet wurde. Warum weiss ich auch nicht mehr. Im Weiteren kostet die TPL für ein Jahr Php 650. Das macht dann summa summarum Php 1587.3. Also rund € 30.- und man ist ganz legal und versichert wieder für ein Jahr auf der Strasse unterwegs. Die Rechnung gilt für die CRF 250. Eine 125er Underbone ist (noch) günstiger.
Jetzt ist das aber so, wie oben beschrieben. Man muss sich selber darum kümmern. Niemand schreibt einem eine Rechnung oder erinnert einem daran das die Zulassung/Versicherung abgelaufen ist. Bei mehreren Fahrzeugen, wie bei uns rennt man teilweise mehrmals pro Monat, um den Abgastest und die Zulassung zu erledigen! UND, das ist das grösste Ärgernis, man sollte es nicht vergessen!! Also jeden Morgen alle Nummernschilder prüfen ob wieder ein Fahrzeug fällig ist.
Der Ablauf gilt als Grundsatz und in den grossen Städten auch meistens mehr oder weniger so gehandhabt. Lapu-Lapu/Cebu zum Beispiel. Aber hier in der Provinz, in Tubigon, dann gehe ich zur Abgasteststation um die Ecke, mache den Emission Test und der Rest erledigt die freundliche Kraft dort selbstständig. Man kennt sich!
Nichts mit Fahrzeuginspektion und anstehen bei der LTO.
Das gleiche gilt für vieles andere auch. Wie zum Beispiel dem Führerschein. Im Grundsatz und laut Gesetze funktioniert ein FS Erwerb gleich wie in Deutschland. In grossen Zentren wird das auch mehr oder weniger so gehandhabt. Hier in der Provinz sieht es so aus das man auf zur LTO geht und ein sog. Student Permit holt. In Deutschland nennt sich das wohl Lernfahrausweis. Also nur begleitendes Fahren bis zur bestandenen theoretischen und praktischen Prüfung. Hier in der Provinz geht man nach rund 3 Monaten einfach wieder zur LTO und holt den definitiven FS. Der FS befähigt einem Motorräder und Autos zu fahren, egal wieviel ccm diese jeweils haben. Und Eine Prüfung irgendwelcher Art hat man aber nicht gemacht.
Ausser, und das ist relativ neu. den Drogentest. Der FS muss alle fünf Jahre erneuert werden. Und bei jeder Ausstellung eines FS wird ein aktueller Drogentest verlangt. Labore sind jeweils in Gehdistanz zur LTO. Geprüft wird via Urin und das ganze dauert ca. eine halbe Stunde.
Gesetz und Realität klaffen hier manchmal weit, sehr weit sogar, auseinander. Denn mehr als 2 Personen sind auf einem Motorrad, von Gesetzes wegen, nicht erlaubt. Aber das wird in den Provinzen nicht durchgesetzt. Es wäre auch schwierig. Denn die Menschen haben teilweise gar keine andere Möglichkeiten. Und so ist es mit vielen Dingen hier. In der Regel sind die Gesetze gleich, oder sogar noch einiges schärfer als in Deutschland zum Beispiel. Aber das Law enforcement ist eine andere Sache. Manchmal gut und dem gesunden Menschenverstand geschuldet, manchmal einfach nur extrem gefährlich. Dann nämlich, wenn komplett verkehrsuntaugliche Fahrzeuge und/oder Lenker ohne gültigen FS, bzw. ohne jemals eine FS Prüfung bestanden zu haben, auf der Strasse unterwegs sind. Und das sind wohl die meisten.
Ich habe schon mal eine Busse bezahlt, weil ich mit Tsinelas (Flip-Flop) auf meinem 110ccm Scooter in der Stadt unterwegs war. Es gab eine lange und sehr heftige Diskussion, weil ich wirklich der Meinung bin der will etwas zusätzlich verdienen. Denn so ein Gesetz gibt, UND das dann dieses auch noch durchgesetzt wird, konnte ich mir wahrhaftig nicht vorstellen. Aber während der Diskussion fuhren unzählige Fahrzeuge, komplett ohne Licht usw. an uns vorbei. Aber das ist eine Lappalie im Gegensatz zu meinen Tsinelas.
Es ist hier halt eine ganz andere Welt. Auch wenn man sich wirklich Zuhause fühlt, ganz verstanden habe ich diese Welt noch lange nicht. Sie ist mit westlichen Verstand und Massstäben nicht zu erfassen. Man muss sich rein schicken oder wieder gehen.
Zwei Beispiele: Heute waren wir beim lokalen Honda Händler. Die bestellten Ersatzteile für die Click sind gekommen. Er hat uns, via SMS benachrichtig. Die Bestellung lief folgendermassen ab:
Am Ersatzteilschalter anstehen und die Teile bestellen. Dann bekommt man einen Zettel, mit dem muss man bei der Kasse wieder anstehen und bezahlen. Mit der Quittung das man bezahlt hat, steht man am Ersatzteilschalter wieder an und erst dann wird bestellt. Auf der Quittung prangt auch ein grosser Stempel: PAID!
Als wir nun heute das Ersatzteil abholen wollten um es der angeschlossenen Werkstatt (eine Türe weiter) geben zu können, musste wir zuerst wieder am Ersatzteilschalter anstehen. Dort bekamen wir Papiere, dass die Ersatzteile angekommen sind. Mit diesen Papieren mussten wir einen Stock höher in das Accounting Office. Dort gab es, im Austausch, andere Papiere. Mit denen mussten wir wieder runter an der Kasse anstehen damit die Kassiererin bestätigt, dass die Ersatzteile bezahlt wurden. Mit dieser Bestätigung gings wieder zurück zum Anstehen am Ersatzteilschalter um das bestellte und bezahlte Ersatzteil abzuholen! Alles in allem gehen da locker mal 1 bis 2 Stunden drauf. Je nach Länger der Warteschlangen.
Oder das andere Beispiel. Immer anfangs Jahr sind die Steuern fällig für die Immobilien. Dafür muss man in das Stadthaus, um dort die Steuern zu bezahlen. Aber bei einer Stadt mit rund 50K Einwohner ist da der Andrang ziemlich gross. Nun, meine Frau hat einen ganzen Tag, von morgen ca. 9:00 bis Mittag so um 16:00 verbracht. Bezahlen konnte sie am Ende nun doch nicht. Für einige Grundstücke konnten sie die nötigen Unterlagen im Stadthaus nicht finden. Um ca. 16:00 hat dann meine Frau das Gebäude verlassen und gesagt, dass sie später wiederkomme. Ob und wann sie die Unterlagen gefunden haben kann man nur wissen, wenn man wieder dort ansteht und wohl erneut einen Tag verbringt.
So ist das Leben halt hier. Aus meiner Sicht manchmal fernab von jeglichen Vernunft. Aber eben, ich bin ein «natural born european» und das sieht man die Dinge manchmal etwas anders.
Trotz allem: Ich LIEBE und SCHAETZE es extrem hier leben zu dürfen!! Es sind wundervolle Menschen in einem wunderschönen Land mit einer grossartigen Natur! Und das Paradies wird einem ja erst nach dem Tod versprochen.
Ahja, um nochmals auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen. Wer ein Haus hat das mit keiner Hypo belastet ist, der wird auch kaum eine Versicherung haben. Wenn man eine Hypo auf dem Haus hat dann wird es, so denke ich jedenfalls, obligatorisch sein eine Versicherung zu haben. Nur ob die dann auch bezahlt wurde ist eine andere Frage. Beim Erdbeben wurden unzähle Häuser komplett zerstört und mussten abgerissen werden. Es wurden Notunterkünfte für die Menschen bereit gestellt. Anfänglich Zelte vom Roten Kreuz, der UN usw. Später wurden dann einfach Häuser gebaut. Bei uns in Tubigon wohnte jahrelang viele Famlien in so einem provisorischen Camp, direkt beim Friedhof, in einfachsten Verhältnissen. Wasser zum Beispiel gab es nur Zentral an einer Stelle.
Vor rund 3 Jahren wurden diese obdach- und besitzlosen Familien umgesiedelt Sie sind nun an einem anderen, etwas "komfortableren" Ort hier in Tubigon. Aber immer noch wohnen sie in einfache Holzhäuser und dicht nebeneinander. Aber sie haben ein Dach über dem Kopf. Das ist das wichtigste.