*Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

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sivas
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von sivas »

Auf der and'ren Seite zeigt dieser Test auch, dass unter normalen Bedingungen -Kolben- und Bremszylindertemperatur unter 100°- ruhig etwas Wasser in der Bremsflüssigkeit drinnen sein darf.
Dann bleibt uns das Problem der Korrision: Wie ist das Wasser gebunden ? Wandert es nach unten ? Sammelt es sich im Bremszylinder ? Ist Bremsflüssigkeit hygroskopisch ?
------
Grad nachgelesen: sie ist hygroskopisch, soll sie sogar sein, damit das Wasser keine Tröpfchen bildet, mit entsprechender Korrision.
Wär mal interessant, die Bremszylindertemperatur zu messen, mit 'nem IR-Thermometer, abhängig vom Bremsverhalten.

Untoter :shock:

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thrifter
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von thrifter »

Eine Frage kann ich Dir schon mal ganz klar beantworten: Ja, Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch.
Das heißt, daß die BF, wenn ihr ein Wassermolekül begegnet, dieses aufnehmen wird.
Wassermoleküle diffundieren aus der Umgebungsluft, auch durch den Bremsschlauch.
Wie reden da aber normalerweise über Vorgänge, die sich über mehrere Jahre abspielen.
Deswegen kann ich Harris Anekdote über prophylaktische Wechsel während laufender Rennen überhaupt nicht nachvollziehen.

Die Wassermoleküle werden sich dann wohl mehr oder weniger gleichmäßig verteilen; wie Honig im Tee, wenn man genug gerührt hat.

Zum Thema Druckpunkt: Ob man es hart oder eher weich mag, ist natürlich Geschmackssache.
Ich persönlich mag es auch eher weich. Gefühlsmäßig ist die Bremse dann einfach leichter zu dosieren.
Deswegen würde ich auch eine neuwertige Gummibremsleitung nie prophylaktisch gegen eine Stahlflexleitung tauschen.

Daß der Druckpunkt in irgendeiner Weise von der BF beeinflußt wäre, also ob alt oder neu, kann ich auch nicht nachvollziehen.
Flüssigkeit ist inkompressibel, und zwar völlig egal, ob BF pur oder mit Wasseranteil drin.
Ein (normalerweise deutlich fühlbarer) härterer Druckpunkt nach dem Tausch der Leitung hängt m.M. ausschließlich von geringerer Elastizität einer Stahlflexleitung ab.
Diese geringere Elastizität kommt einerseits vom härteren Schlauchmaterial (Teflon bei Stahlflex, gewebeverstärktes Gummi bei Gummi) und vom erheblich geringeren Innendurchmesser der Stahlflexleitung, also weniger Fläche, die nachgeben kann.

Wenn irgendwelche Leute nach dem Wechsel keinen Unterschied merken, dann würde ich eher, ohne despektierlich sein zu wollen, auf Grobmotoriker tippen.
Das wirklich 100%ige Entlüften ist allerdings bei einer SF-Leitung wegen des geringeren Schlauchdurchmessers auch langwieriger als bei Gummi. Kann schon sein, daß Leute da zu früh aufhören, noch geringe Luftmengen im System haben, und sich dann wundern, daß der Druckpunkt genauso weich ist wie vorher...

Ich würde allerdings vermuten (!), daß die langfristige Wasseraufnahme der BF bei Stahlflexleitungen materialbedingt geringer ist als bei Gummileitungen.

Und abschließend nochmal: Das war ein Extremtest. Solche Bremsbelastungen muß man schon mutwillig bzw. strunzdumm herbeiführen. :twisted:
Ich wollte nicht empfehlen, in Zukunft eine Flasche BF mit dem Kettenspray in die Werkzeugtasche zu packen... :lol:

Gruß
Reinhard

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Done #30
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Done #30 »

isso,
Zum Druckpunkt kann man unterschiedlicher Meinung sein. So schön im binären Rennbetrieb ein knackiges Ansprechen auf maximale Bremsleistung bein minimalstem Hebelweg auch ist, im Alltagsgeschäft mag ich es, wenn ich Grenzbereiche erfahren kann. Reifen sollen bei zunehmender Schräglage schon etwas "zeichnen", ebenso wie die Bremse. Die Fahrt ist einfach etwas "weicher" und "runder", weil man auch nicht so extrem aufpassen muss, die Grenzen schlagartig zu überschreiten. Das fängt auch ein Profi nicht mehr ein.

Das alles hat aber, wie Reinhard klasse beschreibt, mit der Bremsflüssigkeit an sich nichts zu tun. Ein Wasseranteil kann unter starker Belastung jedoch zu einem plötzlichen Totalausfall der Bremse führen. Muss man nicht haben.
Deshalb: Danke für die Erinnerung und hiermit auch die Memo an mich: Bremsflüssigkeit regelmäßig wechseln und sorgfältig entlüften
Meine Ebay-Kleinanzeigen. Forenpreise auf Anfrage. Biete auch Tauschbörse für Givi-Kofferschließungen

Tranberg
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Tranberg »

Ich habe von mehrere Dänische KfZ-Mechaniker gehört dass seit das regelmäßige Bremseflüssigkeitswechsel eingeführt wurde, die Lebenszeit von Bremskomponenten wesentlich besser ist, wegen weniger Korrosion.

Zum Druckpunkt/Stahlflex. Die meisten ältere und/oder einfache Bremszangen sind ganz von selbst reichlich elastisch und brauchen nicht äußerliche Hilfe.

Das erinnert mir an die Chinacracker "ABS" Vorderbremse HS100-11 zieht nicht
Ich bin Däne und wohne in Dänemark

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Ecco
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Ecco »

Wie lange hält sich Bremsflüssigkeit ?
Ich hab noch eine angebrochene Dose 4 Jahre alt im Schuppen.
Reinhard danke für den Test.

wastel
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von wastel »

Danke für den Test Reinhard.

Nächte Woche lasse ich die Bremsflüssigkeit wechseln.

Gruß Erwin

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Bastlwastl
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Bastlwastl »

hau sie weg !

man sollte ja so schon alle 2 jahre (besser jedes jahr) wechseln und dann angebrochen rumstehen lassen machts nicht besser .

ich heb meine reste maximal 1 jahr auf dann kommen sie weg .

Harri
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Harri »

thrifter hat geschrieben:
Di 5. Mär 2019, 11:38
Deswegen kann ich Harris Anekdote über prophylaktische Wechsel während laufender Rennen überhaupt nicht nachvollziehen.

Die Wassermoleküle werden sich dann wohl mehr oder weniger gleichmäßig verteilen; wie Honig im Tee, wenn man genug gerührt hat.
Es geht bei der Rundstrecke und auch beim Bergrennen darum, daß oft zu kleine Bremsen massiv überlastet werden und dann die Bremszangen und damit auch die Bremsflüßigkeit, deutlich heißer werden, als im Alltagsverkehr für den sie ausgelegt werden. Durch die Überhitzung hast Du dort dann auch bei guter B-flüssigkeit, also mit einem für den Alltagsbereich absolut tolerierbaren minimalen Wasseranteil, schon Dampfblasenentwicklung und man läßt dann etwa die Menge ab, die etwa dem Inhalt der in der Bremse wohnenden B-flüssigkeit ab. Das geht fix in der Pause, oft ein bis 2h zwischen zwei Läufen.

In den siebziger Jahren war es üblich, eine halbe Stunde zuwarten, damit der Kram sich etwas abgekühlt hat, das Ganze ohne Schlauch zu machen. Entlüftungsventil gelöst, einer hat den Daumen drauf gedrückt, der dann wie ein Flatterventil gewirkt hat und der zweite hat dann 5-10 mal pro Rad getreten solange bis die Bl-flüssigkeit klarer wird.. Wenn der Druck kam, spritze es unter dem Daumen dann irgendwo in die Gegend und fertig. Aus heutiger Sicht ist das natürlich eine Sauerei ohne Grenzen, nur man hat sich nix dabei gedacht, sonder sich hinterher im Wassereimer Hand und Unterarm gewaschen und gut war es.

Heute zieht man meist in Ermangelung eines Kompressors immer noch, dann mit einer Handpumpe die überhitzte B-Flüssigkeit raus und passt richtig auf, daß man nich kleckert. Jeder/zumindest viele kennen auch die alte Methode noch und wenn da jemand Mist baut, kann es sein daß der Veranstalter abbrechen muß. Deshalb passen da auch GsD alle aufeinander auf




wegen der Haltbarkeit
Es soll nicht, kommt aber immer wieder mal vor, daß jemand den Deckel eines etwas größeren Gebindes vergisst wieder drauf zu machen. Ein Freund von mir hat eine etwas größere Vertragswerkstatt und kontrolliert schon seit Jahren regelmäßig den Wassergehalt und nach seiner Auskunft reicht es u. U. aus, den Behälter über nacht offen stehen zu lassen, um die Werte zu überschreiten, mit denen sie eingefüllt werden darf.


Ich hebe grundsätzlich keine angebrochene Büchse auf, sondern ziehe mit so einem "Billig Unterdruck Bremsflüssigkeitsentlüfter" alles was ich habe, an den Mopeds die zuhause stehen, fix durch, fülle die abgezogene Bremsflüssigkeit dann in Dose und entsorge gleich.

Karl Retter
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Karl Retter »

ich finde den Test von Reinhard sehr gut da man deutlich vor Augen geführt bekommt was alte Bremsflüssigkeit bewirken kann.
Das gilt auch für PKW`s.

Gruß Karl

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Palü
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Palü »

Hallo Reinhard,
ich schließe mich Karls Meinung an. Klasse :up2:
Auf den Fotos , war das da wo Du diesen heroischen Selbstversuch gemacht hast?
Schöne Gegend. Wo ist das denn auf diesem Planeten? Und wann hast Du den Test gemacht.

Alles in allem, Du bist ein Held :superfreu: durch Dich bleiben uns allen diese Versuche erspart.
Aber bitte nicht vergessen, reize Deinen Todestrieb nicht zu sehr aus,
denn wir wollen Dich bewundern, nicht betrauern.

Bleib wie Du bist, und immer erst anhalten - dann absteigen

Gruß Paul
Einigkeit und Recht auf Freizeit - Cubisten aller Länder vereinigt euch :up2:

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thrifter
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von thrifter »

Hallo Paul,

die Teststrecke war im Norden von Thailand, an der vielbestaunten Route 108 zwischen Mae Sariang und Mae Hong Son.
Diese Strecke zieht eine wunderschöne Schleife (loop) von etwa 650 km Länge mit angeblich gezählten 1864 Kurven und Start und Ziel in Chiang Mai.
Unser HydroRP war auch schon da und hat vor einiger Zeit einen wunderschönen Bilderbericht über die Gegend geschrieben,
dem ich nichts hinzuzufügen habe: viewtopic.php?f=38&t=8162&hilit=HydroRP

Etwa eine Fahrstunde südlich von Mae Hong Son geht eine kleine, unscheinbare Straße von der Hauptstraße ab und windet sich
über 13-14 km steil hoch bis zu einer Bergspitze mit dem Meo Microwave Tower auf der Spitze. Ich war vor ungefähr einem Monat da.

Und keine Sorge, ich habe nicht den geringsten Todestrieb in mir. Ich fahre einfach nur seit jetzt 44 Jahren praktisch täglich Moped, in allen
Wetterlagen und in über 100 Ländern kommen so ganz langsam 2 Mio km zusammen. Ich weiß schon, was geht und was nicht. Nur meine Rasten
schleifen im öffentlichen Straßenverkehr schon lange nicht mehr... :shock:
Wie ich schon schrieb, war ich bei dem Test nie schneller als 30 km/h. Beim erwarteten Ausfall der Bremse habe ich nach 15 m gestanden. Meine
Sozia hat nicht mal was davon gemerkt. :laugh2:

LGR
Meo Microwave Tower an der Route 108
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Sie spricht noch mit mir...
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Palü
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Palü »

Danke für die Antwort und die Fotos,
das ist Balsam für mein Sommer-Sonnen-Fernweh.
einen lieben Gruß retour an Dich und dein hübsches Opfer :laugh2: .
Paul
Einigkeit und Recht auf Freizeit - Cubisten aller Länder vereinigt euch :up2:

Bohne
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Bohne »

Falls ihr das auch mal erleben wollt, ziehe ich euch gerne mal mit dem alten 940 Turbo über eine Flugplatzbahn auf der schwäbischen Alb.
The brake failure experience - only 50,- Euros per shot. :D
Inklusive einer Flasche vom zuckersüssen Gold Ochsen Original zur Verarbeitung des Schreckens.
Auch das Kind eines Frosches ist ein Frosch.

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Ecco
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Ecco »

Da sieht man was so ein kleines Bremslein extrem aushält.
Beruhigend zu wissen.
Ich bremse so gut wie nie. Lieber tot als Schwung verlieren.

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Ludi
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Re: *Überlastungstest vordere Scheibenbremse bis Ausfall*

Beitrag von Ludi »

Im Umkehrschluss bedeutet das für mich, das man im Flachen mit verwässerter BF rumfahren kann und mindestens eins bis zwei Notbremsungen bis zum Versagen möglich sind.

Sehr sinnvoll wäre, wenn jeder vor einer Gebirgstour seine BF wechseln und auch die Bremse korrekt entlüften würde.

And last but not least:
Danke, Mongo-Rheinhard für diesen waghalsigen Test! :up2: :inno2:
Gruß
Ludwig
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Fortes fortuna adiuvat!

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