Harri hat geschrieben: ↑Sa 26. Sep 2020, 15:17
Das großartig angesprochene m.M. unverantwortliche Schwedenexperiment ist doch wenn man es richtig sieht, leider gnadenlos schief gegangen und das obwohl seitens der Bevölkerungsbedingungen für ein solches Umgehen optimale Verhältnisse bestehen. Wirtschaftlich sind auch ohne Lockdown in Schweden Einbrüche in gleicher Größenordnung wie in den Ländern mit Lockdown zu beobachten.
Dann mach ich mal den Faktencheck:
Das haben einige in der Tat anfangs gedacht und geschrieben, aber inzwischen wissen wir, dass Schweden wirtschaftlich besser durch die Krise kommt:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/schwe ... 0f923b68c6
Stimmt also nicht, der wirtschaftliche Einbruch ist dort geringer. Bisher.
Ist ja auch logisch. Auch die Neuverschuldung soll eher relativ gering sein, da würde ich mal nächstes Jahr drübergucken.
Und: Abgerechnet wird zum Schluss.
Weitere Vorteile wie die bessere Bildung bei Kindern, die nicht monatelang zu Hause bleiben mussten sowie Menschen, die nicht allein sterben mussten oder allein beerdigt werden mussten, sind schwierig quantifizierbar, sollten aber nicht unbeachtet bleiben.
Auf der Kostenseite sind mehr Tote als in den Nachbarländern. Das ist ein harter Nachteil und man hätte dort insbes. die Pflegeheime besser schützen sollen.
Da Schwedens Gesundheitssystem aber zu keiner Zeit überlastet wurde, gehe ich davon aus, dass die mehr Toten pro 100.000 Einwohner, die es dort ggü. den Nachbarstaaten (aber nicht ggü. den Rekordstaaten in Europa) gegeben hat, in den anderen Ländern später kommen werden, wenn vorher keine gute Impfung kommt.
Deshalb ja mein Gedanke seit Monaten: Je weiter wir die Infektionszahlen gegen null drücken, desto länger bleibt diese Krise, wenn wir ohne Impfung rechnen. Schweden steht aktuell gut da, während drumrum nun Risikogebiete ausgewiesen wurden.
Drumrum drohen Lockdowns, in Schweden ist man wohl inzwischen sehr gut gefeit.
Die Herdenimmunität ist jedenfalls ein Ansatz, der durchaus ggw. nicht als falsch beurteilt werden kann.
Nur eben Anders. Und wo wir bei Anders sind: Anders Tegnell ist ja weder ein allwissender Weiser aus dem Schwedenland noch ein dusseliger Quatschkopp, sondern ein Fachmann mit Abwägungsfähigkeiten. Ich finde es sehr mutig, einen anderen Weg einzuschlagen als andere Länder, wenn man merkt, dass das geht.
Der schwedische Weg hätte in manch anderem Land in eine Katastrophe geführt, aber Schweden konnte ihn gehen. Wir in D haben egtl. auch recht viel Spielraum - allein durch unser ggü. Spanien oder Italien weit besseres Gesundheitssystem.