Vorderrad schwergängig (Bremse)

Harri
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Harri »

Ich mache es mal rund.
Vor dem Hinterradausbau schonmal die Schraube mit der der Bremshebel am Excenterhebel festgeschraubt ist, nur anlösen. Genau anschauen wie der Hebel an der Bremsankerplatte steht wenn gebremst wird und die Backen anliegen. Wenn in dieser Stellung der Hebel genau senkrecht steht ist es richtig. wenn er Bremsbackenverchleissbedingt aber schon nach vorne steht, kann man entweder gleich neue Backen oder evtl den Hebel aus der Normalstellung nach hinten umsetzen. Den Verschleiß der Backen kann man mit dem Verschleißanzeigerfinger abschätzen.
Rad Raus
Bremsbacken ab bauenn
Die Bremseankerplatte in die Hand nehmen und genau hinschauen. Auf dem Hebel und auf der Excenterwelle sind zwei Körnerpunkte, die korrespondierend die Normalstellung des Hebels angeben. (Wenn man das gesehen hat, erleichtert man sich den späteren Zusammenbau da die richtige Hebelstellung leichter findbar ist.)
Den Hebel runterhebeln.
Wieder genau hinschauen. Die Verzahnung der Excenterwelle und auch des Verschleißanzeiger ist nicht durchgängig. An einer Stelle fehlt bei beiden Teilen die Verzahnung und nur in dieser Stellung läßt sich der Verschleißanzeiger von der Excenterwelle runterziehen. (Wenn man jetzt den Zeiger den ersten Teil auf der Welle runtergezogen hat und den Zeiger minimal nur um einen Zahn verdreht, geht er nicht mehr runter.)
Wenn der Zeiger ab ist, liegt darunter ein Filzring, den bekommt man dann raus wenn man die Welle rausgeschlagen hat.
Jetzt die Bremsankerplatte hohllegen, damit man die Excenterwelle am besten mit einem Schonhammer (oder mit einer gewindeschonenden Hartholzzwischenlage) nach innen aus der Bremsankerplatte rausschlagen.
Jetzt den pekigen Filzdichtringen vorsichtig rauspopeln.
und alles ist auseinander.
Entrosten saubermachen, die Welle dünn einfetten und in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammenbauen.
Die Filzscheibe nicht vergessen,
Aufpassen mit der Verzahnung des Verschleißanzeigers und auf die Markierungen von Hebel und Welle achten. Daß heißt ein oder evtl maximal zwei Zähne kann man den Hebel aus der Normalposition nach hinten umsetzen, wenn einem vorher schon aufgefallen ist, daß der Hebel nicht senkrecht steht und der Verschleißanzeiger noch genug Belag anzeigt.
Der Hebel muß unbedingt noch im ausgebautem Zustand auf der Verzahnung gesteckt sein. Deshalb sind auch die Markierungen wichtig, um den Hebel bei ausgebauter Bremsankerplatte positionieren zu können. Bei eingebautem Hinterrad läßt er sich nicht auf die Excenterwelle stecken da eine neugefettete Excenterwelle nur in die Bremstrommel reinrutscht.

Wenn man beim gelegentlichen Hinterradausbau die Bremsankerplatte eh schon vor sich hat, sind das keine 5 min Arbeit hat dann aber eine sicher funktionierende Bremse.

Jack
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Jack »

Danke Harri, wirkt rund!
Wenn ich es auseinanderbaue verstehe ich dann sicher auch wovon du redest :D
Wenn die Zuneigung zu einem Fahrzeug nicht ganz so groß ist, kommt man damit aus, nur ein halbes Jahr damit zu fahren.
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Harri
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Harri »

Na ja ganz rund ist es noch nicht, aber für eine Simplex Bremse hinten ausreichend.
Wenn man sich aber an Doppelduplex Bremsen ranmacht kann man sich noch über wesentlich mehr Kleinigkeiten unterhalten, die erst in Summe zuverlässige und richtig gute Bremsleistung bewirken. Leider ist, seit es Scheibenbremsen gibt, viel von dem nötigen Wissen zur Wartung der klassischen Trommelbremsen einfach verloren gegangen und von denen die heute noch eine Grimeca oder Fontana haben, sind nur die wenigsten noch in der Lage, diese überhaupt auf Zuverlässigkeit und maximale Bremsleistung zu warten.

Filstalwaver
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Filstalwaver »

Harri´s Schritt für Schritt-Beschreibung ist stimmig und wenn Du´s machst wird´s Dir klar. Dazu als Einstimmung vielleicht noch folgendes Video.
https://www.youtube.com/watch?v=82qZ7lPMJ2M
Gruß Hans.

Jack
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Jack »

Danke, das Video hat mir geholfen.

Der Bolzen war pforzetrocken!
Jetzt flutscht dad wieder gut.
Der Filzring haftete etwas an, wäre besser gewesen diesen zu ersetzen, naja beim nächsten Mal.
Diesen Splint bei der unteren Bremsgestängebefestigung habe ich durch eine Kontermutter ersetzt.
Was ich gefunden habe, nachdem ich fertig war, ist dieser Gummidichtring. Habe ich vergessen den irgendwo einzusetzen? Innendurchmesser 10mm, wüsste nicht wo der gewesen sein soll, vielleicht lag der auch nur zufällig in meiner chaotischen Werkstatt?!
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Filstalwaver »

Die Bremsankerplatte ist an einen Hebelarm angebunden, welcher Zug und Schubkräfte aufnimmt. Da müßte die Gummischeibe meiner Erinnerung nach befestigt sein.
Es gibt im Netz Explosionszeichnungen über die Wave. Schau da mal nach.

Nimm besser den Splint zur Sicherung oder auch eine Fokkernadel oder ähnlich. Somit kann sich der Hebelarm auf der Schulterschraube(?) bewegen, beim Kontern nicht.
Gruß Hans.

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Bernd
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Bernd »

https://www.bike-parts-honda.de/honda-m ... 18/2/37980

Der Gummi ist die Nummer 8.

Gruß
Bernd
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Jack
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Jack »

Ja richtig! Vielen Dank. Der ist ja noch schnell eingesetzt, fährt aber tatsächlich auch ohne :-)

Immer gut sich vorab so eine Zeichnung mal auszudrucken! Das hilft in Zukunft!

Was mich gewundert hatte, dass in der Radnabe und Bremse nicht keine Dichtung drin ist, hatte die auch sofort in der Hand beim Herausnehmen. Gibt es auch Trommelbremsen die dort gedichtet sind?
Ich vermute da wird immer wieder Schmott reinkommen zu dem Bolzen.
Harrys Tipp ist natürlich gut, dort nicht direkt mit dem Hochdruckreiniger ranzugehen, habe da vorher nicht drauf geachtet, aber auch wenig gewaschen .-)
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Filstalwaver »

Ja, wenn man die Nuten der Trommel ansieht, könnte man meinen, daß dort O-Ringe oder Filzringe reinkommen.
Denke, sie dienen zur Oberflächenvergrößerung um eine schnellere Wärmeabfuhr zu erzielen.
Sie unbesorgt, die Honda-Technik-Leute wissen was sie tun.
Gruß Hans.

Jack
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Jack »

Naja das die Bremsen jeden Winter festgehen, lässt schon den Schluss zu, dass die Cubs nicht dafür gemacht wurden.
Oder ist das bei allen Motorrädern das gleiche Problem im Wintereinsatz?
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Done #30
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Done #30 »

Schön deine Rückmeldung, Danke. Einfach der Klassiker wieder mal. Wie Reinhard mal sagte: "Nichts ist für die Ewigkeit." Alle Schmierstellen fallen ohne Pflege auch schon mal im Sommer trocken, bloß merkt man es erst im Winter, da die Standzeiten meist länger sind.
Jack hat geschrieben:
Mo 17. Jan 2022, 10:18
Was mich gewundert hatte, dass in der Radnabe und Bremse nicht keine Dichtung drin ist, hatte die auch sofort in der Hand beim Herausnehmen. Gibt es auch Trommelbremsen die dort gedichtet sind?
ich weiß jetzt nicht, wo du eien Dichtung erwartet hättest. Aber ich denke, dass eine Abdichtung der Bremse keinen Sinn machen würde, da ja durch die entstehende Hitze sich die darin befindliche Luft erwärmt und mit Druck gegen eine Dichtung arbeiten würde. Delbiges umgekehrt beim Abkühlen. Ein gewisser Pump-Effekt würde sich ergeben durch diesen ständigen Druckunterschied.
Wäre die Dichtung vorhanden, bzw dicht, dann würde es wohl am ehesten den eben frisch aufgetragenen Schmodder am Bolzen rausdrücken. Willst auch nicht.
Also lässt man lieber der Natur ihren Lauf und wie beim Menschen: Luft rein und raus, wie es grad nötig ist ;-)
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von FED »

Servus Jack,
deine Foto hat mich neugierig gemacht.
Hast du die Cub lackiert? Normalerweise müsste ja der Deckel der Trommel in Graumetallic lackiert sein.


LG
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Jack
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Jack »

Ja Done hast Recht mit der Dichtung. Dachte vielleicht, dass es trotzdem speziell gekapselte geben könnte, wo die Luft woanders entweicht. Kenn mich da nicht aus.

Nein nichts lackiert an der Cub. Muss ich mir später mal anschauen ob das nur vom Foto her täucht.
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von FED »

Vielleicht is a einfach nur sau dreckad 😂
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Harri
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Re: Vorderrad schwergängig (Bremse)

Beitrag von Harri »

Keine Panik, überlege wie lange der serienmäßige Zustand ohne das was gemacht wurde, gehalten hat und wenn das jetzt einmal richtig gefettet ist und Du dir nicht Mühe gibst dort in der Zwischenzeit mit einem Hochdruckreiniger das Fett weg zu schießen, bleibt das wieder über mehrere Jahre gängig.
Sowas wiederholt man irgendwann wenn man das Hinterrad eh draußen hat beim Reifen Bremsbelag oder Kettenradwechsel nebenbei und wenn der Kram nicht festgegammelt ist und Du weißt wie es geht, also kein Hexenwerk mehr ist, dann ist das eine 5 min Sache.
Sowas gehört für mich zum normalen Wartungsumfang wenn man ein zuverlässiges Fahrzeug haben will.

Den eingefeilten Schraubendreher finde ich ja lustig und ist zum Federn spannen sicher ganz nett. Brauchst Du aber hier nicht, weil man die Bremsbacken mit eingehakten Federn einfach wie Buchseiten aufklappen kann.

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